Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 1. (1898)

Die Fuss-Truppen - I. Infanterie - Die Chargen und ihre Obliegenheiten

— 89 — C. Die verschiedenen Cadetteu-Systeme. 1763 wurde die Charge der „Cadetteu” im kaiserlich-königlichen Heere eingeführt *) und gliederte sich in zwei, später1 2 3) in drei Gruppen. Fahnen-Cadetten. Hiezu sollten in erster Linie absolvierte Zöglinge der Theresianischen (Neustädter) Militär-Akademie8) oder Officierssöhne, welche aus der Ingenieur-Akademie hervorgegangen waren, ernannt, eventuell k. k. Cadetten hiezu befördert werden. Es waren deren zwei systemisiert, welche beim Regiments-Stabe im Stande geführt wurden; hievon wurde je einer zum Leib- und Obrist-Bataillon eingetheilt. Sie hatten hei Ausrückungen in der Mitte des Bataillons, zwischen den Fahnen ihren Platz. Sie rangierten als die jüngsten Fähnriche4 5 6), bezogen Gage, mussten bestrebt sein, sich alle für einen Officier erforderlichen Kenntnisse anzueignen und wurden auch mitunter dem Wachtmeister-Lieutenant (Adjutant) zur Er­lernung dessen Dienstes zugewiesen. 1798“) wurde diese Charge oder Benennung aufgehoben und dieselben zu Fähnrichen übersetzt0). f Die k. k. ordinari Cadetten (Kaiser-Cadetten). Hiezu wurden ebenfalls Zöglinge der Militär-Akademien, welche wegen minderer Qualification nicht zu Fahnen-Cadetten geeignet waren, dann Söhne von activen Officieren ernannt. Es waren deren sechs per Regiment systemisiert, welche ebenfalls beim Stabe im Stande geführt wurden, jedoch bei den Compagnien in Dienstes- zutheilung waren. Die ordinari Cadetten mussten das Montursgeld erlegen, respective sich aus Eigenem bekleiden. Sie hatten eventuell den Fahnen- Cadetten zu vertreten, im Uebrigen die Dienste jener Charge zu leisten, welche sie bekleideten. Nach Abschaffung der Fahnen-Cadetten, beziehungsweise durch das Dienst-Reglement vom Jahre 1807, War diese Charge, deren Verleihung wie früher durch den Hofkriegsrath erfolgte, nur für Officierssöhne bestimmt. Sie zogen nunmehr mit der Fahne auf die Generals- oder Hauptwache, im Uebrigen waren die früher erwähnten Bestimmungen massgebend. Die k. lc. Cadetten bezogen ebenfalls Gage und konnte ihnen eine Unterofficiers-Charge, entweder als Titular- oder als wirkliche Charge ver­liehen werden. 1849 wurde diese Charge aufgelassen7). Die Privat-Oadetten. Mit dem Normale vom Jahre 1777 wurde den Regiments-Inhabern gestattet, über die Zahl der sechs Kaiser-Cadetten gebildete, taugliche junge Leute, von welchen sich der Dienst geschickte Unteroffieier«. auch in der Folge brauchbare Oberofficiere versprechen konnte, als „ex propriis” gestellte Gemeine oder Privat-Cadetten auf den vorgeschriebenen Stand der Feuergewehre, ohne an eine gewisse Zahl gebunden zu sein, aufzunehmen und assentieren zu lasset). Dieselben mussten das Montursgeld erlegen und eine monatliche Beihilfe nachweisen. Privat-Cadetten durften nicht sofort, sondern erst nach Aneignung der ei’forderlichen Eigenschaften in eine Unterofficiers-Charge (auch wirkliche) befördert werden, in welchem Falle sie wie die Kaiser-Cadetten auf die Fahnen-(Haupt-)Wache aufzogen. Von 1822 an wurden solche „Regiments-Cadetten” genannt. Vom Jahre 1830 an konnten adelige Ausländer als unobligate Regiments- Cadetten aufgenommen werden, für unadelige war die Bewilligung des Hof- kriegsrathes erforderlich. 1) In den Jahren 1751 und 1752 waren vereinzelte Fälle vorgekommen, dass Officiers- söhne von der Kaiserin Maria Theresia clirecte als „Cadetten” zu Regi menteni eingetheilt wurden.(Rechkron. ..Das Militär-Bildungswesen”, in den Mittheilungen desKriegs-Archivs 1878.) 2) Cadetten-Normale vom Jahre 1777. 3i Ursprünglich aus dieser nur die Vorzüglichsten sofort zu Officieren befördert. 4) Lacy’sches Reglement 1769. 5) Allerhöchstes Handbillet vom 16. März. 6) Die Fahnen-Cadetten waren wie die Officiere gekleidet und ausgerüstet. ') Der Kaiser-Cadet war wie der Feldwebel bekleidet und ausgerüstet (durfte keinen Schnurrbart tragen); wenn er ein wirklicher Unteroffieier war, trug er auch den Stock.

Next

/
Thumbnails
Contents