Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Ereignisse nach der Wiedernahme von Frankfurt bis Ende 1792

94 Christen. Mörfelden) drangen in den darauffolgenden Tagen bis Russelsheim vor, alles andere blieb im Ruhe. Das Corps Hohenlohe wurde am 6. December zur Ein- schliessung der Bergfestung Königstein bestimmt, welche von 440 Franzosen vertheidigt ward. Mehrmalige Versuche, die Veste durch Beschiessung zur Uebergabe zu zwingen, blieben erfolglos; die Vertheidiger, in die starken, mit Erde bedeckten Casematten zurückgezogen, erwiderten nicht einmal das Feuer der Angreifer. Hohenlohe beschloss also, sie so lange zu bloquieren, bis der Mangel an Lebensmitteln den Commandanten, Capitän Leynier, zur Ca­pitulation zwingen würde. J) Custine hielt um den 6. December Hochheim und Kostheim mit 3 Bataillonen, 2 Escadronen besetzt2), etwa 20.000 Mann standen in Mainz, der übrige Theil seiner Streitkräfte war in Can- tonnements in dem Raume zwischen Bingen, Frankenthal3) und dem Rhein untergebracht. An der Verstärkung von Castel wurde eifrig gearbeitet. In Mainz befasste sich Custine wieder mit Politik; er trach­tete, die Mainzer zu guten französischen Patrioten zu erziehen und brachte sie dahin, in Paris die Bitte um Einverleibung des „Freistaates Mainz“ in Frankreich auszusprechen. Am 26. De­cember erfolgte thatsächlich die Vereiniung der eroberten Rhein­lande mit den „neufränkischen“ Freiheitsstaaten. Bis zum 14. December verblieben beide Parteien ruhig in ihren Cantonnierungsquartieren.4) Da König Friedrich Wilhelm II. unterdessen zu dem Ent­schlüsse gekommen war, die Franzosen bis auf Castel ganz vom rechten Rheinufer zu vertreiben, hatte er befohlen, dass nachts *) *) Die Veste capitulierte erst am 8. März 1793. 2) Mit vorgeschobenen Posten in AVicker, Erbenheim und Mosbach. 8) Südlich von Worms. 4) Der Churfürst von der Pfalz schloss mit den Franzosen ein festes Neu­tralitätsbündnis und verpflichtete sich, sowohl die Ehein-, als die Neckarbrücke abtragen zu lassen; dafür durfte er seine Garnison behalten und brauchte die Thore Mannheims keiner der kriegsführenden Mächte zu ölfnen. Gegen die Besitznahme von Mannheim durch die Franzosen hatte Custine schliesslich auch Bedenken; die Befestigungswerke der Stadt waren vernachlässigt und die Festung hätte eine starke Besatzung erfordert. Chuquet, VI, 213—216, Tableau historique, II, 157, 158. ■

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