Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Custine's Einbruch in Deutschland - Vertheilung der Streitkräfte und kriegerische Ereignisse am Ober-Rhein vom Ausbruch des Krieges an bis Mitte September 1792. General Custine
Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 5 In Folge der im Breisgan eingelangten österreichischen Verstärkungen schoben die Franzosen weitere 5000 Mann zur Sicherung des Bruntrut'schen nach, in ein Lager bei Hüningen. Zur gleichen Zeit (Anfangs Mai) errichteten die Franzosen ein kleines Lager bei Neu-Breisach, ein anderes -— mit 8000 Mann — bei Plobsheim, und bei Neukirchen formierte General Kellermann, Commandant von Landau, ein viertes zu 8000 Mann. Die französische Rhein-Armee hatte also Anfangs Mai etwa 25.000 Mann im Felde — mehr als die doppelte Zahl der ihr im Breisgau gegenüberstehenden Oesterreicher - und nebstdem etwa 20.000 Mann in Garnisonen. Marschall Luckner, nach Paris abberufen, übergab das Interims- Commando der Rhein-Armee am 9.Mai an General La Marliére. In Paris wurde Luckner über seinen Antrag mit der Wiederherstellung der Ordnung bei der, nach den ungünstigen Gefechten (anfangs Mai) in zügelloser Flucht und Auflösung von der niederländischen Grenze den nächstgelegenen französischen Festungen zufluthenden Nord- Armee betraut, kam am 16. Mai in Valenciennes an und übernahm am 19. Mai das Commando der Nord-Armee vom General Rochambeau. General La Marliére, wegen seines hohen Alters vom Commando der Rhein-Armee enthoben, übergab dasselbe am 14. Juli dem vom Kriegsminister an seinerstatt ernannten General Biron.2) Die erwähnte Gruppierung und die gegenseitige „Beobachtung“ beider Parteien am Ober-Rhein währte bis Ende Juli. Einzelne Truppenverschiebungen der Franzosen im oberen Eisass, im Einvernehmen zwischen den Generalen Biron und Kellermannn ausgeführt, das fortwährende Anwachsen der französischen Streitkräfte, Einlangen geringer österreichischer Verstärkungen und vereinzelte Aenderungen in den beiderseitigen Commandostellen,3) welche aber auf die Kriegführung am Ober-Rhein während dieser Zeit ohne Einfluss blieben, waren die einzigen Ereignisse. Schon Anfangs Juli hatte General La Marliére, welcher von Marschall Luckner nach Uebergabe des Commandos der Rhein-Armee an Biron mit dem Commando von Strassburg betraut wurde,4) vom Markgrafen von Baden die freie Passage über den Rhein bei Kehl *) *) Tableau historique, II, 34. 2) Tableau historique II, 34, 35. 8) Näheres über diese Veränderungen enthalten „Mittheilungen“, VII. 4) Tableau. historique, II, 35