Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Custine's Einbruch in Deutschland - Vormarsch der Verbündeten auf Frankfurt am Main
der Lage der Umstände nach nicht zu rechnen, die Zusammenziehung der Reichs-Armee könne nicht abgewartet werden, wenn man nicht bis zum künftigen Frühjahre zu viel aufs Spiel setzen wolle. „Preussischerseits werde nichts unterlassen werden, die Completierung der Armee und alles erforderliche zu beschleunigen, um noch diesen Winter in Verbindung mit den k. k. und sächsischen Truppen agieren zu können.“ 1) Dass König Friedrich Wilhelm II. dem ängstlichen, bedächtigen Zaudern des Herzogs durch einen zeitgerechten Machtspruch nicht alsbald ein Ende machte, mag seinen Grund darin gehabt haben, dass der König in politischen Verhandlungen mit Oesterreich stand, von welchem er unbedingte Zustimmung zu seinen Plänen auf schleunigen Erwerb eines neuen Antheils von Polen verlangte, als Ersatz der Kriegskosten gegen Frankreich, widrigenfalls er vom Kriege gegen Frankreich ganz abzufallen drohte.2) Die Ruhe in den Cantonnierungen, gute Unterkunft und Verpflegung wirkten so vortheilhaft auf die Truppen, dass auch die Preussen um den 20. November die Hälfte ihres ursprünglichen Standes gesund und schlagfertig hatten; die Ruhr war gänzlich verschwunden, Schäden an Waffen und Rüstung ausgebessert und nur die Munition noch nicht bei allen Truppen ergänzt. Endlich fasste der König, obgleich die Verhandlungen mit Oesterreich noch nicht zu dem gewünschten Ziele geführt hatten, den Entschluss, aufzubrechen und mit sämmtlichen vereinigten Kräften (Preussen und Hessen), auf Frankfurt vorzugehen, um es wiederzunehmen. Am 24. November befanden sich diese verbündeten Truppen (in neun Gruppen): Gl. Biesenrodt mit 13 Bataillonen und 12 Escadronen Hessen-Casslern auf dem Marsche aus der Gegend südlich Marburg ■Die Ansammlung feindlicher Truppen in der Gegend von Hüningen — FML. Fürst Esterhazy hatte über gefährliche feindliche Vorbereitungen und Ansammlungen zwischen Hüningen und Landau Ende October berichtet — schien dem Gf. Wallis „bloss infolge einiger diesseits errichteter Batterien" geschehen zu sein, da der Uebergang der Franzosen an dieser Stelle „den Umständen nach höchst unwahrscheinlich“ wäre. K.-A, F. A. 1792, XI, 42; XIII, 82. Siehe auch Moniteur, 1207. ») K.-A., F. A. 1792, XIII, 82. 2) Vivenot, Quellen, II, 292.