Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Besetzung von Frankfurt durch die Franzosen. Oberst Houchard's Streifzüge. Custine's weitere Unternehmungen und Pläne

Menschheit in Deutschland“, hald an die Einwohner der kirchen­fürstlichen Rheinstaaten, an die Soldaten der mit Frankreich krieg- führenden Mächte, an die Hessen-Casseler Truppen insbesondere richtete. „Mögen die Alliierten herankommen“, schrieb Custine nach Paris; „sie werden ein Land finden, das von einer Unge­heuern Zahl von Aufrufen und Ankündigungen an die deutschen Soldaten überschwemmt ist.“ *) Houchard brandschatzte inzwischen weiter: nach Nauheim kamen die Abtei von Ilbenstadt, das Salzwerk Soden, die Werke in Selters, dann Homburg, Usingen, Arnsburg, Erbach, Friedberg, Johannisberg Rheindürkheim und andere Orte an die Reihe. Auf hessischem Gebiete ließ Custine die Orte Bergen, Vilbel und Windecken besetzen und gegen Hanau Streifpatrouillen Vorgehen; auf dem linken Rheinufer streiften Abtheilungen bis Castellaun, Kirchberg, Simmern und auf dem linken Mainufer gegen den Neckar. Bis zum 1. November scheint die Hauptkraft Custine’s in Mainz und in der Frankfurter Gegend zu gleichen Theilen gestanden zu sein; Oberst Houchard mit einem Detache­ment von etwa 3000 Mann streifte nördlich, General Neuvinger südlich des Main. Für die Befestigung von Frankfurt geschah nichts; Custine gab auch dem Nachfolger des General Neuvinger im Commando von Frankfurt, General Van Helden, so wider- spi’echende Befehle, dass dieser schließlich nicht wusste, ob er Frankfurt gegen einen Angriff der Deutschen zu halten habe oder nicht. Dagegen ließ er an der Befestigung von Castel, Mainz gegenüber, eifrig arbeiten. Wiesbaden erhielt eine Garnison und Königstein hatte seit seiner Besitznahme 440 Mann Besatzung. Um den 11. November stand die Hauptmacht Custine’s, etwa 8000 Mann, bei Höchst, Oberst Houchard mit 1800 Mann bei Homburg; Frankfurt hatte 1500, Mainz 2000 (?) Mann Garnison.2) Custine hatte sein Hauptquartier erst in Mainz, dann in Höchst3) aufgeschlagen. Er beschäftigte sich mit neuen Plänen 0 Cbuquet, VI, 130. 2) Über die Vertheilung der restlichen Truppen — etwa 5000 Mann — wurde in den vorhandenen Quellen nichts vorgefunden; sie entfallen vermuthlich auf Garnisonen in Windecken, Bergen und Wiesbaden nördlich des Main, in Bingen, Kreuznach, Alzey, Oppenheim, Worms, Speyer, auf dem linken Rheinufer­3) Abwechselnd mit Homburg.

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