Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)

Custine's Einbruch in Deutschland - Custine's Unternehmung auf Speyer

30 Christen. Am 6. October erhielt Custine genaue Nachrichten über die Mainzer Zustände. Merkwürdigerweise entschloss er sich aber nicht sogleich hinzumarschieren, sondern schlug Biron vor, dieser solle mit allen seinen Truppen bei Kehl über den Rhein gehen, während Custine dies bei Philippsburg thun wolle; gemeinschaftlich würden sie dann die Oesterreicher im Breisgau angreifen.Biron gieng wegen der Stellung <1 jr Preussen in Lothringen nicht darauf ein und Custine zog sich mittlerweile zurück Am 5. October kam ihm nämlich das (ganz unbegründete) Gerücht zu Ohren, man habe „Kroaten“ in der Nähe von Speyer gesehen.2) Sogleich erfasste ihn die Ueberzeugung, das Corps Erbach eile zum Schutze von Worms und die Truppen Esterházy's kämen von Germersheim herbei. „Monsieur d’Erbach“, berichtete er daraufhin ohneweiters an Biron, „hat am 2. Befehl erhalten, Worms und Mainz mit einem Corps von 12.000 Mann zu decken“ *), und zog das Detachement Neuvinger nach Mutterstadt zurück (7. October). General Neuvinger war mit dem Eintreiben der Kriegscontribution noch nicht fertig; er führte daher von Worms 11 Geiseln mit, angesehene Magistrats- und geistliche Personen. Auf diese Rückzugsvorbereitungen mögen sicherlich auch Custine’s Besorgnisse Einfluss genommen haben, der rheinische Pfalzgraf könnte die versprochene Neutralität vielleicht doch brechen — und in Mannheim standen 4000 Mann pfälzischer Truppen — und der Landgraf von Hessen die kurhessischen Truppen ihm entgegenstellen. Allein der Pfalzgraf hatte wohl den französischen Gesandten angewiesen, das pfalzgräfliche Gebiet zu verlassen, gleichzeitig jedoch in Paris demüthig gebeten, Frank­reichs guter Nachbar und Freund bleiben zu dürfen und als Unterpfand seiner Freundschaft alle in sein Land geflüchteten Emigrierten ausgewiesen. Mainzer Patrouillen begegneten im Mannheimer Gebiete den grössten Schwierigkeiten bei Durch­marsch und Verpflegung, und eine von Oberst Winkelmann aus Speyer rechtzeitig abgeschickte Wagen-Colonne (Truppen­!) Sybel, I, 584. 2) Auch in Trier verlautete, Fürst Hohenlohe Hesse ein Corps von 8000 Mann über Herzig nach Mainz marschieren, und dass 4000 Mann „zu Wasser“ in Trier selbst eintreffen würden. Moniteur, Seiten 1259, 1286. 3) Chuquet, VI, 66; Moniteur, Seite 1203.

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