Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 10. (Neue Folge, 1898)
Hauptmann Veltzé: Der schriftliche Nachlass des Feldmarschalls und General-Lieutenants Raimund Fürsten Montecuccoli - Einleitung
und Generallientenants Raimund Fürsten Montecuccoli. 165 Montecuccoli’s Autorität als Feldherr und Militär-Schriftsteller kann wohl als unangefochten gelten; Friedrich II. von Preussen befahl dem Oberst Quintus Icilius, der mit den Vorarbeiten zur „Histoire de mon temps“ beschäftigt war, sich die Denkwürdigkeiten des grossen Generals Montecuccoli zum Muster zu nehmen; 4) Napoleon in seinen Memoiren anerkennt ihn als Kriegskünstler, er sagt, dass es der Feldzug 1673 gegen Turenne gewesen sei, der seinen Ruhm begründet habe und schliesst: „II a jouc Turenne, lui a donné le change; il s’est débarassé de lui, l’a fait marcher en Alsace, pendant qu’il se portait a Cologne.“2) Auch Erzherzog Carl zeigte lebhaftes Interesse für den schriftlichen Nachlass Montecuccoli’s und trug sich, vielleicht angeregt durch das 1807 erschienene Werk Ugo Foscolo’s, mit dem Gedanken einer Herausgabe seiner Schriften.s) Die Vorarbeiten hiezu, von Professor von Köppner4) verfasst, erliegen noch heute im Kriegs-Archive; der Feldzug des Jahres 1809 und der darauf erfolgte Rücktritt des Erzherzogs vom activen Dienste dürften das Vorhaben zum Scheitern gebracht haben. Aber die meisten über Montecuccoli gefällten Urtheile stützen sich nur auf die im Drucke erschienenen Bruchstücke seiner Werke, theilweise vielleicht noch auf handschriftliche Copien, wie sie heute verstreut in manchen Bibliotheken und Archiven zu finden sind. Es ist jedoch jedenfalls von Interesse, einen solchen Mann in seiner ganzen Grösse und von allen Seiten zu beleuchten, wie er dachte und fühlte, bevor und nachdem die eisernen Würfel gerollt waren, wie er mühsam aus dem Heere von Leichen und dem Schutte verwüsteten Landes jene Edelsteine zusammensuchte und zusammenfügte, die ihm die Unsterblichkeit gesichert; wie er die zu einem blossen Handwerke herabgesunkene Kriegsmethode nach allen Seiten zu heben suchte und ihr die Balm des Wissens, *) Grossmann, Raimund Montecuccoli etc. Wien, 1878. (Archiv f. österr. Geschichte. LVII. p. 401 if.) 2) Campori, Raimondo Montecuccoli etc. Florenz 1876. p. 450 fl. s) Kr. A., Bericht des FML. Gomez an Generalissimus E. H. Carl. Wien, 4. Februar 1809. 4) Professor der Aesthetik und Bibliothekar an der Theresianischen Militär- Akademie zu Wr.-Neustadt; s. „Oest. milit. Zeitschrift“ 181S, IV. p. 64 ff.; der Arbeit von Schels lagen jedenfalls diese Vorarbeiten zu Grande, da ganze Absätze der Skizze mit dem Mauuscripte Köppner’s wörtlich übereinstimmen.