Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Friedrich II. Orientpolitik und Ungarn
König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 305 theidigung sogar noch weiter: „nur in seiner Eigenschaft als König von Preussen schlösse sein Herr eben dergleichen Engagements wegen einer Königin von Ungarn (deren üblen Willen gegen Seine königliche Majestät Niemand ignoriere), da in dieser Consideration so wenig des Königs Majestät, als die Königin von Ungarn wie Stände des Reiches anzusehen wären, noch dieses die geringste Connexion mit dem Reiche haben könnte.“1) Das Bündniss kam nicht zu Stande, weil die Pforte die ausdrückliche Erwähnung von Oesterreich und Russland wünschte, während Friedrich II. dasselbe durch allgemeine Wendungen möglichst harmlos erscheinen lassen wollte („pour conserver d’ autant plus un air d’ innocence ä ce mérne traité“), dann weil nur der französische und kein preussischer Vertreter intervenierte und weil der König, wie es scheint, zu wenig freigebig in Constantinopel war.2) Es ist selbstverständlich, dass auch der kaiserliche Internuntius am Goldenen Horne dem Projecte entgegenarbeitete; man hatte von demselben Kenntniss in AVien. Was sich Friedrich II. von einem Türkenkriege versprach, ist aus zwei nach Frankreich bestimmten Denkschriften des Jahres 1752 zu entnehmen.®) Die von Russland unterstützte Candidatur des Herzogs Carl von Lothringen, Bruders des Kaisers, auf den polnischen Thron war ihm begreiflicherweise äusserst unangenehm. Er führte nun aus, wie es klug sei, seinen Feinden in Allem zuvorzukommen und ihre Pläne zu zerstören, besonders wenn es geschehen könne, ohne sich selbst blosszustellen. Man müsse alles das wollen, was diese nicht wollen; sie fürchten den Krieg mit den Türken, also müsse man ihn erregen. Durch den rebellischen Geist der Janitscharen könne man den Grossherrn eben jetzt zum Kriege zwingen. Man sage nicht, dass es jetzt nicht an der Zeit sei, die Türken zum Bruche mit den Oesterreichern und Russen zu drängen; man müsse im Gegentheile die augenblickliche Gelegenheit ausnützen, weil es unsicher sei, *) Ebenda, VI, 523, Anmerkung 2; 531, 18. Mai 1749; 534, 22. Mai; 538, 27. Mai; 557, 12. Juni (Eichel). 2) Ebenda, VII, 230, 25. October 1749 (Desalleurs); VIII, 12, 14. Juli 1750; VIII, 148, 12. November 1750. Ueber die russisch-schwedische Kriegsgefahr und die gesammte europäische Situation 1749, siehe K. Kóser in den „Preuss. Jahrbüchern“, 47. Band (1881), Seite 469 ff. 3) P. C., IX, 234, 9. October; 288, 18. December. Mittheilungen des k. und k. Kriegs-Archivs. Neue Folge. IX. 20