Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Preussen und Ungarn
König Friedrich II. von Prenssen und die Ungarn. 231 Deputationen nach Wien) direct um die Fürsprache des Königs von Preussen bei der Kaiserin-Königin an die preussische Regierung gewendet hatten, da angeblich die Intercessionen der Seemächte ohne Erfolg seien. Sie baten, der Fürstbischof von Breslau möge beauftragt werden, scheinbar aus eigenem Antriebe den ungarischen Bischöfen Vorstellungen zu machen, um diese zu veranlassen, sich aller Gewaltthätigkeiten gegen die Protestanten dieses Königreiches zu enthalten. Der König erklärte sich gewillt, den Vorschlag auszuführen, „um das Vertrauen dieser guten Leute und ein gewisses Attachement von solchen nicht zu verlieren“; allerdings mit der nüthigen Rücksicht auf die Empfindlichkeit des Wiener Hofes. „Gegen die Ungarn aber wird man sich eine mérite daraus machen, jedoch ihnen zu verstehen geben müssen, dass bei dem jetzigen grossen ferveur und zéle der Papisten man sich eben nicht allen Succurs von dieser Demarche versprechen können würde; indessen hoffe bei anderen Gelegenheiten mehr zu ihrem faveur aus richten zu können.“ Es ergieng also an Schaffgotsch jenes Schreiben, in welchem ausgeführt wird, es scheine, dass man in Ungarn die Protestanten desswegen so sehr drücke, um sie zu einem ungesetzlichen Schritte zu reizen und daran einen Vorwand zu ihrer gänzlichen Ausrottung zu haben. (!) Zwar könne es dem Könige recht sein, sich wegen der gegen ihn erwiesenen „Bitterkeit“ so gut durch die eigene Landesobrigkeit gerächt zu sehen; auch seien dergleichen Verfolgungen im Nachbarlande seinen Interessen „in vielerlei Absichten nicht anders, als höchst vortheilhaft“. Dennoch wolle er „ohne einige Nebenabsicht“ (!) zur Erleichterung ihres Loses beitragen. Gerne würde er selbst in Wien für sie wirken, müsste er nicht fürchten, dadurch „den ihnen so oft zur Ungebühr wegen suchender fremder Assistenz gemachten Vorwürfen einen scheinbaren Anstrich zu geben“. Weil aber nicht die Kaiserin, sondern sicheren Nachrichten zufolge die römisch-katholische Clerisei in Ungarn an der Bedrückung der Protestanten Schuld sei, so solle Schaffgotsch „auf eine convenable, jedoch nerveuse Art“ beim ungarischen katholischen Clerus zu Gunsten derselben Vorstellungen machen. Der Breslauer Fürstbischof schickte (wie Arneth meint, Verabredetermassen) dieses königliche Rescript an