Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Die Stellung der Protestanten in Ungarn
220 K i e n a s t. strenge untersagt und an den protestantischen Lehrern mit Geldstrafen geahndet. Sonst wurden noch die protestantischen Prediger und Lehrer mit ihren Functionen und geistlichem Zuspruche strenge auf ihre Wohnorte beschränkt und neuerdings den Adeligen, welchen für sich die freie Religionsübung zugestanden war, verboten, Auswärtige an ihrem Gottesdienste theilnehmen zu lassen. Wie 1742, so schickten die Protestanten noch einmal 1749 Abgesandte zur Kaiserin-Königin; aber diese hörten nun deren Vorwurf, dass sie sich an die ausländischen Mächte gewendet hätten, was sie natürlich, nicht ohne sophistische Spitzfindigkeit, von sich abzuwälzen versuchten. Erfolg hatte aber auch diese Sendung so wenig, als die frühere oder die von 1750. In diesem Jahre hatte eine Schrift des Veszprimer Bischofs Biró de Padány l) unter den Protestanten grosse Aufregung hervorgerufen; das Eingreifen des Königs von Preussen und des Papstes bewirkte die Confiscation derselben und so erhielten die erschreckten Evangelischen doch eine Genugthuung. 2) Es konnte der kaiserlichen Regierung nur schwere Verlegenheiten bereiten, wenn auch während des dritten und grössten Kampfes um Schlesien der Bekehrungseifer der katholischen Partei in Ungarn nicht innehielt; eine Meldung des Grafen Pálffy aus dem Jahre 1757 3) will auf das innerpolitisch Bedenkliche der Thatsaclie hinweisen. Pálffy, der selbst einer eifrig katholischen Magnaten-Familie angehörte, sagt doch von einem Grafen Balassa tadelnd, dass er „dieses Religionswesen mit ganz besonderem Eifer betreibet“ ; „ ... es haben in ein und andern Comitaten die Stuhl- officianten den Befehl, den Lutheranern und Calvinern gewisse Bücher von ihnen abzunehmen und zu dem Ende ein jeder von seinem District die Häuser zu durchsuchen, wie dann wirklich auch ganze Kisten und Wagen solcher confiscierten Bücher zu dem hiesigen Loeumtenential-Consilio (Pressburg) gebracht worden und O „Handbuch vom Glauben, von den Ketzern und ihren Genossen, überhaupt von den Abtrünnigen, von den Verordnungen und Decreten der Kaiser und Könige gegen die Zerstörer der katholischen Kirche. Den in Ungarn wohnenden Akatho- liken, welche sich in der Glaubenssache anno 1749 an Ihre kaiserliche und königliche Majestät gewendet haben, anstatt der Antwort in christlicher Liebe dargereicht.“ 2) Arneth, Maria Theresia, IV, 45. 3) H. H. und St. A., Hungarica 1755—1759. Bericht Pálffy vom 25. Mai 1757.