Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberlieutenant Andreas Kienast: König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn bis zum Hubertsburger Frieden 1762 - Die Stellung der Protestanten in Ungarn
König Friedrich II. von Preussen und die Ungarn. 215 berathen und Beschlüsse fassen. Diese geheimen Zusammenkünfte waren doch oft nicht geheim genug und gaben Anlass nicht nur zu Misstrauen, sondern auch zu erheblichem Verdachte der Verschwörung und des Einverständnisses mit dem Auslande. Gerüchte und Anzeichen solcher „stillen“ Versammlungen haben nicht selten zu umfangreichen amtlichen Correspondenzen geführt; so z. B. im Jahre 1741 zwischen dem Hofkammer-Administrator in Kremnitz, Freiherrn Mittrowsky und dem Palatin Johann Pálffy, die indessen zu keinem positiven Resultat führten.1) Wenn die Kunde solcher Versammlungen, wie die eben erwähnte von 1741 in Neusohl dem Raume und der Zeit nach mit wichtigen politischen und militärischen Ereignissen zusammenfiel — Einfall Preussens in Schlesien; am 8. Februar 1741 Besetzung des Jablunka-Passes durch General La Motte — so kann man der Regierung und ihren Organen nur beipflichten, wenn sie wachsamer waren, als den Protestanten lieb sein mochte. Der Umstand, dass die Untersuchungen im speciellen Falle resultatlos verliefen, beweist höchstens, dass, wenn wirklich hochverrätherische Bestrebungen vorhanden waren, dieselben keinen Verräther fanden. Nicht für jede geschickt verschleierte Intrigue lässt sich der juristische Nachweis sicher erbringen. Auch aus dem März des Jahres 1745 liegen behördliche Correspondenzen über geheime Zusammenkünfte von Protestanten in Klausenburg vor; und da man eben vor der Eröffnung des Feldzuges in Schlesien stand, wurde auch gleich der Verdacht einer Verbindung mit Preussen ausgesprochen. Die Postämter in Ofen, Debreczin, Kaschau und Eperies wurden demgemäss strenge überwacht.2) Aus dem Jahre 1757 liegt eine Meldung des Grafen Pálffy vom 25. Mai über geheime Zusammenkünfte in Hód-Mezö-Vásárhely vor.3) Obwohl Joseph I. und Carl VI. (III.) sich viele Mühe gegeben hatten, um das ungarische Volk von der Meinung abzubringen, als wollten sie ihm seine Verfassung nehmen; obwohl dieses Streben nicht nur im Szatmárer Frieden, sondern auch in der Errichtung des Consilium locumtenentiale auf dem Reichstage 1722—23 einen beredten Ausdruck fand, so ist doch auf beiden 1) Kriegs-Archiv, Acten des ungarischen General-Commandos 1741. 2) Ebenda 1745. 3) Haus-, Hof- und Staats-Archiv, Hungarica 1754—1759.