Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)
Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille
128 Christen. GM. Graf Sztáray sali ein, dass eine Ueberrumpelung der Festung kaum mehr möglich sein dürfte; und da seine Kräfte zu einer Belagerung viel zu schwach, ein solcher Angriff aber weder vorbereitet, noch beabsichtigt war, so befahl er seinen Truppen noch vor Sonnenaufgang, ausser Kanonenschussweite der Festung abzurücken und bei Jamaigne zu sammeln; liess hier die missglückte Unternehmung den Truppen als „einfache Reco- gnoscierung“ bekannt geben und führte das Detachement sodann nach Marchiennes-au-pont zurück, das es um 6 Uhr abends erreichte. „Bei all’ der sehr üblen Witterung und höchst beschwerlichen Weg zeigten und hatten die Truppen den besten Willen,“ berichtete Graf Sztaray; durch fast dreissig Stunden wurde ununterbrochen marschiert, „und doch war kein Maroder zu sehen; kurz: alles war thätig.“ Oberlieutenant Smola rückte „dennoch zwischen 8 und 9 Uhr Früh wieder ein.“ GM. Graf Sztaray mit seinen Truppen marschierte am 13. nach Mons ab. *) c) Weitere Vorbereitungen zur Unternehmung gegen Lille. Die Vorbereitungen für den Angriff auf Lille wurden eifrig betrieben; aber der in vieler Hinsicht grosse Mangel an Hilfsmitteln liess ihre Beschleunigung nicht zu.2) Vom 14. September an wurden schwere Geschütze, Plattformen und andere nothwendige Requisiten aus den festen Plätzen nach und nach in Tournay versammelt, dort nothdiirftig hergeJ) K. A; F. A. 1792; IX, 82, 88; XIII, 15, 48, 81. Der von General La- roque, Commandanten von Philippeville, über diesen misslungenen Angrift der Oesterreicher an die National-Versammlnng eingesandte Bericht erzählt, die Garnison dieser Festung hätte „etwa 5000 Feinde, welche unter den Mauern des Platzes erschienen und nach Abgabe von zehn Kanonenschüssen wifiderabzogen— zurück- gesclilagen.“ Moniteur, Seite 1121. • 2) Dass diese Vorbereitungen beträchtlich und umfangreich waren und in den Niederlanden, sowie den angrenzenden Theilen von Frankreich Aufsehen, Ueberraschung — vielleicht auch Bangen — erregten, beweist eine Notiz im Moniteur, S. 1126; die National-Versammlung (vom 21. September 1792 an Convent) liess sich durch diese Vorbereitungen allerdings nicht imponieren, wie aus den damaligen Sitzungs-Berichten zu entnehmen ist.