Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Herzog Alberts Unternehmung auf Lille

Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792. 109 verstärkt, welches vorerst — nach Passieren der Sambre angesichts des Feindes — angegriffen werden musste; dieser Angriff hätte schwere Opfer gefordert. Auf Königstreue und Sympathie der Bevölkerung für die Oesterreicher war nicht zu rechnen; der Festungs-Commandant, General La Noue war ein entschiedener Republikaner. Condé bot ebenfalls keine annehmbaren Bedingungen; obzwar nicht ausgedehnt, war es einer der best befestigten, sehr gut aus­gerüsteten , mit Lebensmitteln reich versorgten Plätze an der Grenze, durch Inundation zum Theile unnahbar, daher sehr schwer anzugreifen; seine Einwohner waren gegen den König. Givet und Philippeville waren militärische Plätze von wenig Bedeutung, deren Schicksal nur von ihrem Militär-Commandanten und der Garnison abhieng; die Meinung der Civil-Bevölkerung kam hier gar nicht in Betracht. Ueber den Anhang, welchen die französischen Prinzen, Brüder des Königs, in Valenciennes und Lille haben sollten, er­zählten und versicherten die französischen Emigrierten und die ,,General-Commissäre“ (Bevollmächtigte der französischen Prinzen bei den Armeen der Verbündeten), gross und viel; aber das, was sich gelegentlich des Rückzuges Moreton’s in Valenciennes1) zu­getragen hatte, sowie Nachrichten aus Lille, dass der grösste Theil der Schweizer, deren Regimenter aufgelöst und neu formiert würden, nicht säume, in die neuen Formationen einzutreten und der Republik den Eid der Treue zu leisten, waren wohl geeignet, das Vertrauen in die erwähnten Versicherungen zu zerstören. Freilich — wenige Wochen vorher mögen die Verhältnisse noch anders gelegen sein. Herzog Albert selbst berichtete dem Kaiser: . Wenn ich im Augenblicke des Schreckens, welchen die Angriffe von Lannoy und Roubaix, der Arriéregarde des Lagers von Maulde und die Einnahme von St. Amand verursachten, einige schwere Bombengeschütze und Vierundzwanzigpfünder zur Hand gehabt *) *) Valenciennes, eine grosse, reiche, gnthevölkerte Stadt, starke Festung, lag überdies erst in zweiter Linie, hinter Condé, war nur von der Westseite vor- theilhaft anzugreifen; ein Theil der Angriffstruppen hätte müssen an der Schelde gegen Lille, Douay verwendet werden.

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