Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 9. (Neue Folge, 1895)

Oberstlieutenant Hausenblas: Oesterreich im Kriege gegen die französische Revolution 1792 (Fortsetzung) - Hauptmann Christen: Die Ereignisse bis zum Schlusse des Feldzuges - Offensive des Herzogs von Sachsen-Teschen nach Frankreich

102 Christen. FML. Graf Latour liess den Feind nicht mehr los. Noch Nachts verstärkte er das Detachement des Obersten Keim durch das Obersten-Bataillon von Clerfayt (Nr. 9), zwei Zwölfpfünder und eine Haubitze und befahl für den nächsten Morgen den Angriff auf St. Amand, das von 2000 Mann, 6 Kanonen unter dem maréchal de camp Pernet besetzt war. Das Gros seines Corps liess er am nächsten Morgen von Tournay nach Maulde vorrücken. B8sttAmandn Der Anmarsch auf St. Amand erfolgte am 8., zeitlich Oester reicher, Morgens, in drei Colonncn. 8. September. Als dieselben auf Kanonenschussweite von der Stadt angekommen waren, liess FML. Graf Latour, welcher diese Unter­nehmung bei der vom Obersten Keim direct befehligten Colonne mitmachte, die Stadt zur Uebergabe auffordern. Der Stadt-Com- mandant verlangte acht Stunden Zeit, um die Stadt zu räumen; FML. Graf Latour bewilligte eine Viertelstunde und marschierte nach deren Verlauf „in grösster Ordnung“ in St. Amand ein. Vom Feind war nichts mehr zu sehen. Die Oesterreicher wurden „von denen Bürgern mit ausser­ordentlichem Jubelgeschrei empfangen, die Luft ertönte von Vive l’Empereur und Vive le roi! und alles war sehr fröhlich, nur die Municipalité war unsichtbar“; erst nach längerem Suchen in der Stadt wurden „die zwei einzigen, sich noch allda befindlichen Glieder dieser unwürdigen Municipalité“ aufgefunden. Auch in St. Amand wurden bedeutende Verpflegsvorräthe erbeutet und nach Tournay geschafft. 1) Oberst Keim mit seinen Truppen verblieb in St. Amand. Dieses konnte für den Vormarsch der Oesterreicher nach Valen­ciennes oder Lille einen guten Stützpunct bieten; überdies unter­brach es die Verbindung dieser beiden Festungen. Zur selben Zeit, als St. Amand genommen wurde, hielt eine österreichische starke Officiers - Patrouille die französische Be­satzung von Orchies durch zwei Stunden in Angst, „während welcher Zeit die ganze Garnison ins Gewehr gestanden und sich der Schrecken bis Lille ausbreitete“; und da Abends in Tournay *) *) K. A; F. A. 1792; IX, 54. Tableau liistorique II, 145. Moniteur, Seiten 1086, 1097.

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