Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement (1892)

Kriegs-Chronik Oesterreich-Ungarns. Militärischer Führer auf den Kriegsschauplätzen der Monarchie. III. Theil. Der südöstliche Kriegsschauplatz in den Ländern der ungarischen Krone, in Dalmatien und Bosnien - Die Occupation Bosniens und der Hercegovina durch k. k. Truppen im Jahre 1878

552 Die Occupation Bosniens und der Hercegovina Gracanica. sich als unausführbar, denn die Schwierigkeit des Fortkommens nahm für Menschen und Thiere in dem Masse zu, als man sich der bewaldeten Kammhöhe der Majevica planina näherte und das Divisions-Commando sah sich daher genöthigt, nach lOstündigem Marsche die Truppen bei Dobrovica biwakiren zu lassen. Nur einer kleinen, bis dahin als Flankendeckung verwendeten Ab­theilung von 3 Compagnien des 70. Reserve-Infanterie-Regiments unter Major Halper war es gelungen, Gracanica noch denselben Abend zu erreichen und am nördlichen Ausgange dieses aus­gedehnten, zu zwei Drittheilen von Muhammedanern bewohnten Marktfleckens Posto zu fassen. Bis dahin waren die Truppen nirgends auf Widerstand ge- stossen und auch die türkische Bevölkerung hatte sich zurück­haltend, aber nicht unfreundlich gezeigt. Von den verschiedensten Seiten aber gingen dem Divisions-Commando Berichte zu, welche übereinstimmend meldeten, dass in der allernächsten Zeit, namentlich in Nova-Bröka, Gracanica und Dolnja Tuzla Massen-Aufstände von Seite der Türken mit Sicherheit zu gewärtigen seien. Nachdem FML. Graf Szápáry schon im Laufe der beiden ersten Marschtage die Unmöglichkeit erkannt hatte, Gracanica mit dem Gros der Division am 3. August zu erreichen, wollte er sich dieses wichtigen Punctes vorläufig wenigstens versichern und sandte zu diesem Behufe am frühen Morgen des 3. August seinen Generalstabs-Chef, Major Seracsin mit 5 Infanterie-Compagnien, der Divisions-Cavallerie und 3 Zügen der Genie-Compagnie dahin ab, um sich mit den Abtheilungen unter Major Halper zu vereinigen. Diese Verfügung sollte sich in der allerkürzesten Zeit als sehr zweckentsprechend erweisen, denn schon am Morgen des 4. August wurden die in Gracanica stehenden k. k. Truppen von verschiedenen Seiten mit Uebermacht angegriffen. Die durch die Fama schon sehr übertriebene Nachricht von dem Ueberfalle bei Maglaj a. B. hatte sich nämlich mit Blitzesschnelle im Lande verbreitet und die in Ost-Bosnien ohnehin die Majorität bildenden Muhammedaner allenthalben die Fahne des Aufstandes entfalten und die Waffen ergreifen lassen. Es bedurfte eines mehrstündigen heftigen Kampfes, um den Widerstand der fanatisirten Türken zu brechen und erst als drei Häuser in Flammen aufgingen, deren Vertheidiger jede Aufforderung zur Uebergabe zurückgewiesen hatten, zogen sich

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