Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Neue Folge, 1892)
Major von Duncker: Militärische und politische Actenstücke zur Geschichte des ersten schlesischen Krieges 1741 (Schluss)
WW’1- ••• wer de, wobei wohl wenig Häuser der Stadt intact bleiben würden es dem Commandanten zu überlassen, obschon nach der erhaltenen Instruction des FM. Grafen Neipperg „der Platz sich 14 Tage vom ersten feindlichen Stückschuss an gerechnet, halten solle, und den 15. darauf der Ort übergeben werden müsse,“ „vor obiger Zeit, dafern der König in Preussen den Ort allzusehr zusetze“ zu eapituliren. In Erwägung wurde dabei gezogen, dass eine Fortsetzung dss Bombardements „durch die noch determinirten übrigen drei Tage“ die Stadt vollständig zu Grund richten müsse. In weiterer Folge des Festungsraths wurden zwei Hauptleute der Garnison in das preussische Lager entsendet, um König Friedrich II. eine Uebergabe in drei Tagen, also am 2. November vorzuschlagen, um sich so der Intention des Königs zu accomodiren und dabei dem erhaltenen Befehl zu entsprechen. Die beiden Hauptleute wurden im Bereiche der preussischen Aufstellung zuerst zum Commandanten der Belagerungs-Truppen, dem Prinzen Dietrich v. An- halt geführt, der sie in das Hauptquartier des Königs nach Neunz escortiren liess. Vorsichtshalber hatte Krottendorf indessen in der Nacht die Schäden der Werke wieder ausbessern lassen, welche auch abermals vor Tagesanbruch wieder in gutem Stand gesetzt waren. Am 31. October, 3 Uhr Morgens, kamen die beiden in das preussische Hauptquartier gesendeten Hauptleute, begleitet von dem preussischen Obersten v. Borcke und dem Hauptmann v. Sydow, in die Festung zurück. Oberst v. Borcke erklärte, dass, wie dem Commandanten ohnedem bekannt sei, kein Entsatz zu erwarten, „welches der König schriftlich geben wolle“, dass aber dem Könige „eine besondere Gefälligkeit geschähe, er auch den Commandanten hierum ersuchen lasse, umsomehr, als es auf ein paar Tage nicht ankomme, den Platz den 1. November S. M. zu übergeben, derohalben auch sowohl für die Garnison als Stadt die honorabelste Capitulation offerire.“ Oberstlieutenant Baron Krottendorf erklärte, er werde bei Tagesanbruch die Officiere der Garnison zur Berathung zusammenberufen lassen und bot den preussischen Officieren indessen ein Quartier neben dem seinigen an.