Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)

Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli

Berichte die beim Yerpflegswesen Angestellten summarisch »ein er­bärmliches Geschlecht«. Der Beginn der Kriege gegen Frankreich fand in Bezug auf die Kriegsverpflegung das System der reinen Magazinsverpflegung bei den Gegnern Frankreichs noch in voller Geltung. Die während des siebenjährigen Krieges theilweise erlangte grössere Freiheit von dieser Fessel war längst wieder verloren und die zunehmende Schematisirung auf allen Gebieten hatte auch das Kriegsverpflegs- wesen wieder in starre unbeholfene Formen gebannt. Seit man im dreissigjährigen Kriege das »vom Lande leben«, in äusserstem Masse getrieben, kennen gelernt, war die Schonung des bürgerlichen Besitzes im Kriege in stetig steigender Weise ein anerkanntes und vielgehegtes Princip der Kriegsverpflegung geworden. Im spanischen Successionskrieg, wie in den Preussen- kriegen kaufte man baar oder auf Credit, aber man hielt es für Unrecht, zu nehmen, wo man etwas fand. Unzählige Male haben die Truppen gehungert, weil kein Kaufvertrag zu Stande kam oder kein Geld da war, obgleich die Lebensmittel in ausreichendem Masse in der Nähe lagen. Wo man sich über diese rücksichtsvolle Beachtung des Eigenthumsrechtes gelegentlich hinaussetzte, da war fast immer mehr die Werthbeute als die Ergänzung der Ver­pflegung das Motiv. Dieser stete Ankauf der Lebensmittel gestaltete die Verpfle­gung sehr theuer, ohne sie doch ausreichend zu sichern. Das Ueber- wuchern der bureaukratischen Heeresverwaltung vermehrte die Schwierigkeiten. Der Soldat hielt eiserne Zucht und dadurch wurde allerdings ein gewisser Verkehr mit den Landesbewohnern möglich, die ihre Victualien gelegentlich zum Kauf in das Lager brachten; eine systematische Heranziehung des Landes zu Kriegsleistungen aber geschah lediglich in Bezug auf Fourage, bei der man sich indessen oft auch nur mit der grünen begnügte. Für den Brod- zuschub, um den es sich hauptsächlich handelte, da das drei­mal in der Woche gebührende Fleisch meist durch Geld ersetzt wurde, war man ganz auf das Magazin angewiesen und die Ope­rationen hingen daher immer an dem unsichtbaren Faden, der das Magazin mit dem Heere verband. Aus der richtig erkannten und

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