Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)
Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli
40 Hie Heere des Kaisers und der französischen Revolution 1792. Diese Umstände hatten schon in den früheren Kriegen zu dem Aushilfsmittel genöthigt, unmittelbar vor Ausbruch der Feindseligkeiten Fx-ei-Corps zu errichten, welche ausschliesslich den Dienst leichter Truppen zu versehen hatten, nach dem Friedensschlüsse aber wieder aufgelöst werden konnten. Im letzten Kriege mit der Pforte überstieg die Gesammtstärke derselben die Zahl von 20.000 Mann und auch mit dem Ausbruch des Krieges gegen Frankreich 1792 begann sofort wieder die Errichtung von Frei- Coi'ps. Sie führten zumeist die Namen ihrer Errichter, illustrer Persönlichkeiten, der Provinzen oder Länder, wo sie geworben wurden etc. Zu Beginn und im ersten Verlaufe des Revolutionskrieges bestanden: Tyroler Scharfschützen, Dandini-Jäger, Le Loup-Jäger, das Grün-Loudon’sche, O’Donell’sche und Limburger Frei-Corps, ein walachisches, slavonisch-croatisches, sei’bisches und dasGyulay’sche Freicoi’ps. An Cavallerie-Frei-Corps bestanden ausserdem noch die »Degehnann-Uhlanen«, ein 1790 in Galizien angeworbenes Corps. Ausser diesen Frei-Corps schlossen sich nach und nach auch die massenhaft cmigrirenden französischen Royalisten mit selbstständig organisirten Corps den kaiserlichen Waffen an. Von diesen Emigranten-Corps formirte jenes des Herzogs von Bourbon zwei Infanterie- und zwei Cavallerie-Brigaden unter der officiellen Benennung »Condé’sches Corps«, welches ganz im Style der alten königlichen Armee organisirt war. Allerdings zählten die Compagnien oft nicht mehr als 50 bis 60, die Bataillone kaum 200 bis 300 Mann und die Brigaden der Infanteile ei’reichten nur Bestände von etwa 900, jene der Cavallerie von 300 Mann. Sie sollten die Cadres für weitern Zuzug bilden und daher waren auch die Offfciere verhältnissmässig zahlreich. Die Uniformirung aller dieser Frei-Corps, der österreichischen wie der französischen, war eine ziemlich buntgemischte nach Ansicht und Geschmack der Errichter. Nur hinsichtlich der Bewaffnung herrschte im Allgemeinen einige Uebereinstimmung. Manche dieser Frei-Corps, insbesondere die Tyroler Scharfschützen, das Dandini’sche und Le Loup’sche Jägercorps leisteten vorzügliche Dienste; im Allgemeinen aber wurde der Zweck, den man durch diese Institutionen anstrebte, nur unvollkommen erreicht. Wenn sich trotzdem die Frei-Corps so lange Zeit und in so grosser