Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Neue Folge, 1889)

Die Heere des Kaisers und der französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. Als Einleitung zur Schilderung der Kriege Oesterreichs gegen die französische Revolution. Mit Benützung der Vorstudien zu dem in Bearbeitung befindlichen historischen Werke über Erzherzog Carl von Oberstlieutenant M. E. von Angeli

Position: Schanze, Wald, Dorf etc., wurden die Geschütze ausser­halb des feindlichen Feuerbereiches versammelt und gegen den gewählten Angriffspunct aufgeführt. Jedes Geschütz erhielt eine Verstärkung an Handlangern von Seite der zunächst befindlichen Bataillone und dann brachte man die ganze Geschützlinie so rasch als möglich, »was man sich durch mehrerer Menschen Hände leicht verschaffen kann«, bis auf wirksame Kanonenschussweite an den Feind. Das Feuer wurde geschützweise »mit den nöthigen Aus­haltungen« von beiden Flügeln gegen die Mitte eröffnet, wobei die Ober- und Unterofficiere der Artillerie instruirt wurden, nach dem wievielten Schüsse die Vorrückung fortgesetzt werden solle. Ge­wöhnlich geschah dies nach dem dritten oder vierten Schüsse. Jedes Geschütz wurde dann, so wie es die Reihe traf, von der Mann­schaft auf 12 bis 15 Schritte, ohne es zu wenden, vorwärts ge­zogen und hier wieder das Feuer aufgenommen. Auf diese Weise wurde die Vorrückung bis auf Kartätschen­schussweite, 200—300 Schritte, fortgesetzt und dann von dieser Geschossgattung der ausgiebigste Gebrauch gemacht. Die Infanterie blieb während des Vorrückens der Artillerie auf 100 und mehr Schritte in gedeckter Stellung zurück und griff erst dann in das Gefecht ein, wenn die Geschütze in den Feuer­bereich der feindlichen Infanterie kamen oder von Offensivstössen des Gegners bedroht wurden. Die Bataillone rückten dann chargirend airf einem oder beiden Flügeln der Geschützlinie vor. Diese Grundform des Gefechtes der Artillerie blieb im Grossen und Ganzen die allgemeine Norm während der ersten Feldzüge des Krieges mit Frankreich. Die Normalstellung der kaiserlichen Armee war um 1792 noch dieselbe, wie sie nach dem siebenjährigen Kriege gewesen und Joseph II. und Lacy sie beibehalten hatten. Eine organische Untertheilung der Streitkräfte in taktisch selbstständige Körper kam nicht vor; man gebrauchte zwar sehr häufig die Benennung »Bri­gade«, »Division«, »Corps«, ohne jedoch damit den Begriff einer normirten Formation zu verbinden; man verstand darunter nur die einem General für eine bestimmte Unternehmung zugewiesene Truppe von wechselnder Stärke.

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