Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (Neue Folge, 1889)
Oberst von Wetzer: Der Feldzug am Ober-Rhein 1638 und die Belagerung von Breisach. Beiträge zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges (Schluss)
30 Wetz er. Stand, da uns der Feind nur einen Kanonenschuss unter Augen liegt, zum höchsten, vonnöthen und derselben keiner, sonderlich Diejenigen, welche an dem hiesigen Wesen genügsame und gründliche Wissenschaft haben«: *) zu entbehren seien, zeigte sich bei den Rüthen der v. ö. Regierung in Breisach selbst wieder keine besondere Lust zu dem gefährlichen Abenteuer. Sie meinten daher mit zarter Rücksichtsnahme auf die Empfindung der Erzherzogin, dass die Herren »bei der Regierung und Kammer aber theils Leibs- unvermöglichkeit halber nit reisen könnten, theils aber Euer fürstl. Durchl. nicht gern sehen möchten, da sich derselben Einer oder Anderer mit Gefahr, dass er dem Feind in die Hände gerathen könnte, aus der Festung wagen thäte.« Wie feindselig dabei im Innern sich die v. ö. Regierung selbst gegen Reinach verhielt, beweist aber eine Stelle in einem Bericht Volmar’s wegen Absendung eines solchen Vertrauensmannes nach Innsbruck.2) Keiner der Herren von der Regierung hatte den erforderlichen Muth, sich durch den Feind durchzubringen, »ausserhalb des von Kageneck, bei dem aber dies Bedenken mit unterlauft, dass er des General von Reinach nächste Base geheirathet und schwerlich unparteiische Information von ihm zu verhoffen.« Es sollte also keinesfalls ein Freund Reinach’s nach Innsbruck, man fürchtete wohl, das gewünschte Ueble über ihn nicht zu erlangen. Obrist Aescher schien Volmar noch der Geeignetste, der »alle kleine und grosse Mängel genugsam herfürzustreichen wisse«, aber er musste selbst gestehen, dass er jetzt, da Reinach krank, nicht zu entbehren sei. Bei »Obristlieutenant Reich, Obristwaclit- meister Danbach, Hauptmann Helmsdorff, Betwyl« und Anderen wäre es »mit deren Information eben wie mit dem von Kageneck bestellt« gewesen. So unterblieb denn die Sendung und Dr. Volmar vertröstete auf den Entsatz der Festung »alsdann werden E. fürstl. Durchl. dem Werk anders auf den Boden sehen und aus dem Grunde helfen müssen.« Bemerkenswerth ist, dass der kais. Ober-Kriegs-Commissär von Fels einem Innsbrucker Vertrauensmann im Götz’schen Lager *) Ambraser Acten, September.-) Ambraser Acten. Relation Volmar, 20. September. 272