Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)
Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821
42 Maekalicky. Was das Kundschaftswesen betrifft, so ergaben die im Wege der kaiserlichen Gesandtschaften und Consular-Aemter eingelaufenen Nachrichten, verglichen mit den Nachrichten der Tagespresse aus Neapel, schon von Beginn an ein ziemlich genaues Bild des Fortganges der neapolitanischen Rüstungen, sowie der jeweiligen Stärke, Beschaffenheit und Gruppirung der neapolitanischen Streitmacht. Darnach unterlag es keinem Zweifel, dass der Gegner im Beginn der österreichischen Armee an Zahl weitaus überlegen auf- treten werde; die wirkliche Stärke desselben konnte man für den Anfang auf rund 100.000 Mann schätzen.') Alle Anzeichen sprachen aber dafür, dass die Ausrüstung, Ausbildung, sowie die moralische Verfassung dieses Heeres viel zu wünschen übrig lasse und insbesondere die Standhaftigkeit der Milizen nicht sehr probehältig sein werde, wenn es den österreichischen Truppen gelang, bald einen Waffenerfolg zu erfechten. Nicht weniger konnte angenommen werden, dass ein Theil des stehenden Heeres, besonders die Garden, ihrem Könige treu geblieben sei und nur eine passende Gelegenheit abwarte, um sich von der Revolutions-Armee zu trennen. Aus diesem Grunde äusserte Frimont schon im Januar die Zuversicht, seinen Zweck mit 50.000 Combattanten zu erreichen.2) *) *) Mit zunehmender Gefahr in Neapel sanken die Stärkeziffern des Re- volutions-Heeres continuirlich. So wurde z. B. die ziffermässige Stärke angegeben: »Voce del Secolo« am 29. August 1820 : 850.000 Mann. (». . unsere 50.000 Mann Linie, 100.000 Milizen und 700.000 bewaffneten Liberalen sind mehr als hinreichend, um das Heer der neuen Napoleone zu zerstäuben .............«) — OrganisirungsVorschrift ü ber die Volksbewaffnung (H. A. 1820, XI. 2): 677.000 Mann. — Bericht aus Rom vom 5. September 1820 (K. A. 1820, IX. 19): 300.000 Mann. (»Man spricht von 100.000 Linien-Trnppen und 200.000 Milizen.«) — Neapolitanische Zeitungen im October, laut Bericht des Hauptmanns Schmucker (K. A. 1820, X. 12): 190.000 Mann. — Bericht Rainieri aus Rom vom 13. Februar (H. K. R. 1821, II. 37 b): 105.000 Mann, u. zw. 45.000 Linie, 60.000 Milizen. — »Voce del Secolo«, am 23. Februar: rund 100.000 Mann. (»General Carrascosa hat bereits 30.000 Streiter unter seinem glorreichen Banner, gleich viel der General Pepe. Die Regimenter aus Sicilien sind noch nicht angekommen. Die Milizen von Peucezia, Salento, vom östlichen Lucanien inul aus den drei Calabrien, gegenwärtig im Marsche, befinden sich noch nicht unter den Fahnen.«) — So ging es fortwährend abwärts. 3) Frimont’s Bericht an den Kaiser vom 15. Januar. (K. A. 1821, I. 27.)