Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821. 21 Die neapolitanische Presse bemühte sich zwar redlich, durch Publicirung von sehr hohen Standesziffern die Augen Europas zu blenden; da jedoch der Wiener Hofkriegsrath schon im November genügende Information über diese Milizen und auch Kenntniss des Organisations-Statuts besass ’) und überdies die allgemeinen Verhält­nisse im Königreiche genau kannte, so war er bald in der Lage, die Stärke der neapolitanischen Streitkräfte annähernd richtig zu be- werthen. Die Zahl der gegen einen österreichischen Einmarsch ver­wendbaren Milizen und Legionäre der zunächst bedrohten sieben Provinzen2) mit 70.000, jene des verfügbaren stehenden Heeres auf 45.000 Mann veranschlagend, konnte man sonach mit rund 110.000 Streitern des Gegners rechnen. Ebenso wie es mit dem willenlosen Menschen-Materiale ge­plant war, hoffte die Revolution auch von den, einer Vertheidigung in hohem Masse günstigen Terrainverhältnissen des Landes grössten Nutzen ziehen zu können. Durch Anlage neuer und Ausbesserung bestehender Fortificationen sollte dem Gegner an den drei Grenz- Fronten das Eindringen ins Land erschwert und dem Vertheidiger ein zäher Widerstand ermöglicht werden. Im Tronto-Gebiet wurde das 1805 theilweise geschleifte Civitella del Tronto reparirt, mit einigen Erdwerken und 20 Geschützen versehen. Als rückwärtige Vertheidigungslinie wurde der Fluss Pescara hergerichtet und zu diesem Zwecke sowohl die gleich­namige Festung durch ein vorgelegtes Horn werk und 30 Kanonen verstärkt, als auch Chieti mit 3 Werken und Popoli mit einer Strassen-Sperre versehen. Die Strasse vom Tronto an die Pescara war mittelst einer Anzahl thurmartiger Befestigungen gesperrt. An dem von Térni gegen Aquila führenden Einbruchswege that bereits die Natur so viel für eine Abwehr, dass sich die Kunst auf Weniges beschränken konnte. Ursprünglich wollte man das auf päpstlichem Gebiete gelegene Defilé delle Marmore3) in die lang’em Messer versehen waren. Sie haben alle lange Bärte, auf Art des Hofer’s, werden von den römischen Bauern »barboni« g'eheissen und wollen dadurch wenigstens furchtbar scheinen.« (K. A. 1821, II. 79.) J) K. A. 1820, XI. ad 2. 2) 4 Grenz-Provinzen (Terra di Lavoro und 3 Theile Abruzzen), dann 3 solche, die sonst noch an den Operations-Linien g’egen Neapel liegen (Molise, Napoli und Principato Citeriore). 3) Etwa 14/2 Weg’stunden östlich von Térni entfernt, befindet sich nächst

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