Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (Neue Folge, 1888)

Hauptmann Machalicky: Der Feldzug gegen die neapolitanische Revolution 1821

Der Feldzug* gegen die neapolitanische Revolution 1821. 19 Mit dem Aufbringen der abgängigen 28.000 Mann ging es zuerst sehr schlecht, eine erneuerte Recrutirung und selbst die durch sehr hohes Handgeld (18 scudi) geförderte Freiwilligen- Werbung ergaben blos ein spärliches Resultat. Besser ging es mit dem Einberufen der bereits ausgedienten und entlassenen Soldaten, welche in Anhoffnung einer ihnen in Aussicht gestellten reichlichen Bezahlung und munificenter Versorgung ihrer Familien, wohl auch von den Carbonari verlockt, reichlich den Fahnen zuströmten. Diese »congedati« (Urlauber) bildeten jedoch späterhin das unver­lässliche Element der Truppen und desertirten, sobald es an Geld oder Verpflegung gebrach. Immerhin brachte man das stehende Heer in seinen besten Tagen bis zu einem Stande von 54.000 Mann.1) Auf die grössten Schwierigkeiten stiess die Pferde- bescliaffung. Um die sehr herabgekommene Cavallerie* 2) zu er­gänzen und fehlende Geschützbespannungen aufzustellen, benöthigte man bei 5000 brauchbare Pferde, eine Zahl, die im Lande nicht aufzutreiben war. Nachdem die Finanznoth einen Pferde-Ankauf in Toscana und im Kirchenstaate nicht mehr zuliess, war die Regierung gezwungen, das werthlose Material des Landes gegen allerdings ebenso minderwerthige Quittungen von 300 Francs per Stück gewaltsam zu requiriren. Die Folge davon war, dass die Cavallerie fast nur unbrauchbare, kraftlose Pferde be'sass, die wenigen Batteriebespannungen mitten im Kriege3) zur Erholung in futter­reichere Gegenden verlegt werden mussten und zur Aufstellung von Trains überhaupt keine Pferde mehr übrig blieben. Das Nationalheer, die sogenannte Volksmiliz, blieb nach wie vor der Augapfel und das Werkzeug des Carbonarismus und erhielt in einer angeblich von Florestan Pepe entworfenen »Organi- sirungs-Vorschrift für die Volksbewaffnung«4) die denkbar breiteste Basis. Jeder im Alter zwischen 21 und 50 Jahren stehende Mann sollte dem Nationalheer angehören und zwar wurden die Legionäre (Männer unter 28 Jahren) zur Verteidigung des ganzen Landes, die Milizen (zwei Classen, die Einen von 29 bis 35, die Anderen ’-) Carrascosa, pag. 131. 2) Im ganzenLande gab es kaumlOOOordentlichBerittene. (K. A. 1820,IX.34.) 3) Operations-Journal des neapolitanischen 1. Corps. (K. A. 1821, XIII. 102.) *) K. A. 1820, XI ad 2. (Colletta, IV. 204.) 2*

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