Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)
Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie
') Heute 2. Dragoner-Regiment. Die Baronin Brensky hatte micli sehr gern und ich habe ihr viel Pflege zu verdanken. Mein Vormund wurde ein Bruder meines Vaters, der Hauptmann war und mir 40.000 fl. meines Vermögens durchbrachte. Eine Schwester meines Vaters war an einen Baron Hennegar verheirathet, und mein Vormund hatte eine Saint-Julien zur Frau. Ich ward im k. k. Theresianum erzogen. Viel Rühmens kann ich von dem dort Gelernten nicht machen. Ob der pedantische Schlendrian und die Oberflächlichkeit in den Studien noch jetzt in den Civil-Lehranstalten herrschen, weiss ich nicht zu sagen; damals herrschten sie. Ich hätte nichts Gründliches erlernt, wenn ich nicht durch Repetitionen manches zu ersetzen gesucht hätte, was ich bei dem Professor, oder besser gesagt, dem Vorlesenden, nimmermehr verstanden haben würde. Ein Schwall schöner Worte kann wohl nur dazu dienen, die Zeit vorüberziehen zu machen, und dies schienen sich die damaligen Professoren im Theresianum, ehrenwerthe Ausnahmen abgerechnet, zur Hauptaufgabe gestellt zu haben. Eben hatte ich das erste Jahr Jus absolvirt, als die Akademie aufgelöst wurde. Ich war elternlos, ohne Heimath. Ich wählte den Stand des Soldaten und habe es nimmer bereut. In ihm fand ich meine Heimath. Es war im Jahre 1784. Damals war überhaupt grosse Vorliebe zu diesem Stande vorherrschend. Kaiser Josef II. regierte'. Ich trat zu dem Kürassier-Regimente Caramelli') als Cadet ein und meine erste Garnison war Jász-Berény im Jazygierlande Ungarns. Meine Gesellschaft war ein Lieutenant Dorfeider, vom Gemeinen auf befördert und des Nachmittags keines Umgangs fähig, und ein Baron Ettenau, der ein sehr gebildeter Mann, aber beinahe immer abwesend war. So blieb ich, jedem gebildeten Umgänge beinahe gänzlich fern, auf mich allein beschränkt, und ich lernte daher in jener Zeit, wo Herz und Geist für alles AVissen, für alles Gute empfänglich sind, wenig mehr als die gewöhnlichen Formen des Exercirens und den inneren Escadronsdienst. Der eigentliche Zweck unseres Standes, die Vorbildung zum Kriege, blieb uns Subalternen und vielleicht auch den Obern fremd. Die Lage junger, unerfahrener