Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)
Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie
42 Erinnerungen «ins dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Armee sich gegen Macdonald zu wenden, um ihn an der Vereinigung mit Moreau zu hindern. In Folge dieser Entschliessungen ward FML. Ott mit einer Avantgarde gegen Piacenza vorgeschickt und die Armee folgte in zwei Colonnen. Ott wurde am Tidone-Bach von Macdonald’s Avantgarde geworfen und zog sich zurück. Am 17. Juni traf die Armee zur Unterstützung Ott’s, der nun das Dorf Sermat besetzte, ein. Ott, mit Melas vereint, kämpfte mit wechselndem Glück um den Besitz des Dorfes, welches zuletzt in Melas’ Händen blieb. Die Bussen trafen erst am Ende des Gefechtes ein und stellten sich rechts an der Trebbia, getrennt von Melas, auf. Auf dem linken Flügel befand sich Melas, auf dem rechten Suworow. Am 18. Juni griff der Feind nach der Zurückdrängung Ott’s die Division Fröhlich an, welche überrascht wurde und Anfangs wich. Bei dem Eintreffen des Regiments EH. Josef1) wurde aber der Feind wieder geworfen, worauf er, verfolgt von der Cavallerie, auf dem rechten Trebbia-Ufer Stellung nahm. Melas hatte eben die Truppen aufgestellt, als Suworow die Abrückung vom linken zum rechten Flügel anordnete. Kaum war das Regiment Lobkowitz-Chevaux- legers unter FML. Johann Liechtenstein abmarschirt, als der Feind plötzlich über die Trebbia vorbrach. Ich holte jedoch das Chevaux- legers-Regiment, mit dem Fürsten Liechtenstein an der Spitze, ein und drang damit in Flanke und Rücken des vorgerückten Feindes, so dass dieser schleunigst umkehrte und sich auf das rechte Trebbia-Ufer warf.1 2) Hiedurch trat für das Regiment Josef-Infanterie die Möglichkeit ein, zurückkommen und auf dem linken Trebbia-Ufer aufmarschiren zu können. Macdonald stellte hierauf 1) Heute Infanterie-Regiment Nr. 55. 2) Ich war eben beschäftigt, im Dorfe beim Pfarrer für Melas und das Hauptquartier etwas zum Essen herrichten zu lassen. Wir waren daran, uns niederzusetzen, als der Ruf ertönte: der Feind rücke an! Ich schwang mich auf mein Pferd und es gelang mir, den FML. Liechtenstein noch einzuholen und ihn mit Lobkowitz-Chevauxlegers und Josef-Infanterie umkehren zu machen. Hierauf führten wir eine Attaké in die Flanke und den Rücken des Feindes aus, welche dessen Zurückgehen über die Trebbia zur Folge hatte. Während ich zu dem Fürsten Johann Liechtenstein vorsprengte, sah ich eine französische Batterie auffaliren, die sich zum Feuern vorbereitete. Kaum hatte ich den Fürsten Liechtenstein eingeholt, so kam eine Kanonenkugel und riss meinem Pferde den Kopf ab, so dass mir Blut und Hirn ins Gesicht spritzten.