Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 1. (Neue Folge, 1887)

Erinnerungen aus dem Leben des FM. Grafen Radetzky. Eine Selbstbiographie

Erinnerungen aus dem Leben des FM Grafen Radetzky. 23 Türkheim, niemand andern kannte, den man mit Vertrauen an die Seite des ganz abgelebten Greises FM. Wurmser zur Raths- ertheilung und eigentlich definitiven Entscheidung zwischen den beiden Obersten des Generalstabes hätte stellen können, musste Lauer sich fügen, blieb jedoch ohne alle Responsabilität. Er willigte in Alles ein, was ihm von Duka vorgelegt wurde, und FM. Wurmser, gehörlos, alt, gebrechlich, ohne Willen, sich ganz der Leitung seines Flügel-Adj utanten überlassend, folgte instinct- mässig der Disposition. So kam es, dass, als FML. Gvosdanovich mit der Avantgarde auf der nach Verona führenden Strasse auf den Feind stiess, die­selbe nach einem unbedeutenden, nachtheiligen Gefechte von der Strasse abging und den Weg nach Legnago einschlug. Das Gros der Colonne folgte, und die unter FML. Baron Sebottendorf nachrückende, aus Grenadieren bestehende Arriéregarde wurde überfallen und gesprengt. Hiebei beklagten wir den Verlust von drei Grenadier-Bataillonen, die gefangen wurden. Das Gros setzte unbekümmert den Marsch nach Legnago und weiter nach Mantua fort, wo der Rest der Armee den folgenden Tag Abends müde, abgemattet und muthlos eintraf. Mit solchen Un­fällen endete der zweite Versuch des Entsatzes von Mantua, ln dieser Festung angelangt, bivouakirte die Infanterie hinter dem oberen See, die Cavallerie unter FML. Ott sollte, als Arriéregarde die Vorkette bildend, ausserhalb Mantuas bleiben und den Feind von jeder Annäherung abhalten. In Mantua, wo FML. Canto d’Yrles befehligte, herrschte Bestürzung und Besorgniss wegen des Aufliegens mit der Verpfle­gung.« *) »Der Commandant des Platzes protestirte feierlich wider die Aufnahme der W u rm s er’s ch en Armee und besonders der zahl­reichen Cavallerie, weil er, nach seiner Angabe, nur auf drei Tage die Verpflegung für solche bereitgestellt hätte und wegen des Mangels an Lebensmitteln den Platz übergeben müsse. Zugleich führte er die Vernachlässigung mehrerer fortificatorischer Werke an, die jede Vertheidigung platterdings unmöglich machen sollte. In einem, mehrere Stunden dauernden Kriegsrathe verpflich­tete sich der Landes-Commissär Graf Locatelli, für die Beischaffung *) Original-Aufzeichnungen des Feldmarschalls.

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