Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
70 Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. Schluss des Feldzuges 1695. Die Nachricht von der Niederlage des Veteranischen Corps brachten die, ohnehin mir zögernd und ohne Nachdruck begonnenen Operationen der Hauptarmee aufs Neue in’s Stocken und gab den divergirenden Interessen, welche die Oberleitung beherrschten, neue Nahrung. Obwohl die Frage der Sicherung Siebenbürgens, von jener, wie das Veteranische Corps vor einem überwältigenden Angriffe zu schützen sei, gar nicht getrennt werden konnte, da man den sehr möglichen Fall nicht aus den Augen verlieren durfte, dass Veterani noch vor Ankunft des Churfürsten vernichtend angegriffen werden könne, so stand jetzt, wo dieser Fall wirklich eingetroffen war, die Heeresleitung rathlos vor den Ereignissen. Nach der fast gänzlichen Auflösung des einzigen schlagfähigen Corps, welches die Westgrenzen Siebenbürgens deckte, stand dieses Land so gut wie wehrlos dem Feinde offen. Die im Innern zerstreuten Besatzungen konnten bei einer ernsten Vertheidigung kaum in Betracht kommen, da weder Zeit genug vorhanden war, sie an den geeigneten Punkten zu concentriren, noch auch die politischen Verhältnisse es als thunlich erscheinen Hessen, das Innere des von rebellischen Parteien und Emissären durchwühlten Landes, von Truppen zu ent- blössen. Immerhin aber bot die, mit Einschluss der Reste des Veteranischen Corps noch in 11 Regimentern bestehende kaiserliche Truppenmacht in Siebenbürgen, die günstigste Basis für alle Unternehmungen zum Schutze des Landes von Aussen her. Sie konnte alle Aufstandsversuche niederhalten und es der Hauptarmee ermöglichen, ihre Aufmerksamkeit ausschliesslich auf die Zurückweisung des eindringenden Feindes zu concentriren. Anstatt nun rasch den geraden Weg der Maros entlang nach Siebenbürgen einzuschlagen, um sich dieser Vortheile zu bedienen, bevor sie durch das Vordringen des Feindes neuerdings in Frage gestellt werden konnten, war man sogar darüber unschlüssig, ob überhaupt noch Versuche zur Rettung Siebenbürgens gemacht werden sollten, und behandelte das W i e erst in zweiter Linie. In dem am selben Abende abgehaltenen Kriegsrathe wurde der Weg am rechten Maros-Ufer für nicht hinreichend sicher gehalten, und in Antrag gebracht, dass, wenn überhaupt Etwas für Siebenbürgen geschehen solle, dies nur über Jenő bewerkstelligt werden könnte, da an den „noch übrigen 16 Regimentern Scepter und Krone hinge, und mithin selbige, da man nicht wisse, wo der Feind stehe, nicht hazardirt werden dürften“. Die kaiserlichen Generale, der FZM. Graf Heister und der FML. Graf C o r b e 11 i an der Spitze, protestirten auf das Entschiedenste gegen einen solchen Entschluss, der dem Kaiser ein mit