Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
Kampf, auch der Vortag hatte Mann und Pferd nicht zur Ruhe kommen lassen und an eine Ablösung der erschöpften Streiter war hei der geringen Zahl nicht zu denken. Jeder musste ausharren, wo er stand, ohne Ruhe noch Rast, das Auge auf die immer massiger mit stets frischen Kräften anstürmenden Feinde gerichtet. Besonders die wenige Infanterie und die Dragoner-Regimenter, auf denen hauptsächlich das Gefecht ruhte, waren, durch Verluste decimirt, nur noch mit Aufbietung der letzten Kraft im Stande, ihre Posten zu behaupten. Der Übermacht des Feindes musste es denn endlich gelingen, auf einzelnen Punkten der Umfassung Vortheile zu erringen, die den Feldmarschall veranlassten, persönlich an die bedrohten Stellen zu eilen, um das Gefecht wiederherzustellen. Er hatte sich jedoch kaum von der Front entfernt, als die Türken dort mit aller Macht anliefen, die Geschütze eroberten und sie nun gegen die Vertheidiger selbst kehrten. Die Verwirrung, welche dieser unerwartete Schlag hervorrief, war im ersten Augenblicke unbeschreiblich; durch den gewaltigen Stoss getrennt, kämpften die Vertheidiger der Front in einzelnen Gruppen mit den sie umringenden Feinden, ohne andere Aussicht, als ihr Leben so theuer als möglich zu verkaufen; in hellen Haufen drängten die Türken in das Innere des Lagers und das Schicksal des Tages schien entschieden. Aber noch einmal bannte der Löwen- muth des Anführers, wenn auch nur für kurze Zeit, das drohende Verhängniss. Wohl einsehend, dass ein längeres Verweilen unmöglich sei und bei dem Mangel an Munition und der Übermacht der Feinde nur mit dem gänzlichen Ruin seiner tapferen Truppen enden müsse, entschloss sich Veterani, seinem Corps durch einen kräftigen Offensiv- stoss Luft zu machen und sich in das frühere Lager zurückzuziehen, wo er durch die Temes in der Front gedeckt, den Widerstand unter günstigeren Verhältnissen wieder aufzunehmen gedachte. Den Degen in der Faust, stellte er sich an die Spitze einiger rasch gesammelter Schwadronen und trieb in fast übermenschlichem Kampfe den siegestrunkenen Feind aus dem Lager bis unter dessen eigene Geschütze zurück. Feldmarschall-Lieutenant Truchsess hatte indessen die Truppen zum Rückzuge gesammelt, der aber unter solchen Umständen nur ein fortwährender Kampf sein konnte. So wie beim Angriffe der Erste, war nun Feldmarschall Veterani beim Rückzüge der Letzte. Obwohl aus vier schweren Wunden am Kopfe, am Rücken und den rechten Arm blutend, führte er die Nachhut zu immer erneuerten Gegenangriffen, um seinen Truppen Zeit zu verschaffen, den schwierigen Rückzug aus dem Lager zu vollenden. Endlich aber übermannte der Blutverlust die Heldenkraft dieses unvergleichlichen Kriegers; unfähig sich länger auf dem Pferde zu erhalten, übergab er das Commando an FML. Truchsess, blieb aber taub gegen alle Bitten und Vorstellungen, sich aus dem Gefechte bringen Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1886. 5