Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. 63 Styrum-Dragoner und 200 Musketieren von Liechtenstein-Infanterie, welche das Buschwerk in der Front besetzt hielten, zurückgewiesen werden konnte. Bis 1/212 Uhr Mittags erschöpften sich die Türken in erfolglosen Angriffen, welche wohl die Vollendung der Schanzarbeiten hinderten, sonst aber stets blutig abgewiesen wurden. Schon glaubte man eine kurze Pause im Kampfe als das Zeichen ansehen zu können, dass der Gegner das Gefecht aufgebe, als sich plötzlich der Schall der türkischen Heerpauken vernehmen liess, und Oberst Arends von einem hohen Baume aus das Anrücken des feindlichen Hauptheeres zu beiden Seiten der Temes signalisirte. So unbegreiflich das Vorgehen des Feindes schien, so niederschmetternd die Kunde war, welche sich nun in unleugbarer Gewissheit aufdrängte, der Muth Veterani’s blieb ebenso unerschüttert, als sein Vertrauen auf die ihm zugesagte Hilfe. Von Nagy-Lak, wo der Churfürst am 13. stand, waren bis Lugos 80, bis Temesvár kaum 60km; wie langsam sich die Hauptarmee auch vorwärts bewegt haben mochte, unfehlbar musste sie nach sieben Tagen schon so weit gekommen sein, dass ihre Nähe dem Feinde nackdrücklichst fühlbar wurde. Die Communication zwischen Nagy-Lak und Lugos war ferner wohl für grössere Truppenkörper, nicht aber für den Verkehr einzelner Boten unterbrochen, wie schon die Sendung des Rittmeisters, der am 13. von ersterem Orte abging, klar erwies; es war daher auch gar kein Grund vorhanden, anzunehmen, der Churfürst würde es unterlassen haben, Veterani zu verständigen, falls unvorhergesehene Ereignisse den angekündigten Vormarsch der Hauptarmee unthunlich gemacht haben sollten. Diesem gegenüber hielt der Feldmarschall an der Voraussetzung fest, es sei der Angriff des Feindes nur eine Folge seiner Bedrohung durch die kaiserliche Hauptarmee, vor welcher weichend er sich durch einen Stoss mit ganzer Kraft von der, wahrscheinlich überschätzten Gefahr befreien wollte, welche er in der Stellung des kaiserlichen Corps bei Lugos für seinen Rückmarsch an die Donau erblickte. Die Idee eines geordneten Rückzuges mit dem zahlreichen Tross, fechtend' nach der Siebenbürger Grenze, erwies sich bei der grossen Nähe und Übermacht des Feindes als unausführbar; Feldmarschall Veterani fasste daher den Entschluss, sich iu seinem Lager, wo sich ausreichende Proviantvorräthe befanden, so lange zu halten, bis durch den Anmarsch des Churfürsten die Situation zu seinen Gunsten geändert werden würde. Indess rückten die Türken in dichten Massen vor und Feldmarschall Veterani traf mit aller Umsicht seine Anstalten zur hartnäckigsten Vertheidigung.