Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

52 Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. auch die höchste Wahrscheinlichkeit geboten, den Feldzug in rühm­licher Weise zu enden. Einen Augenblick schien es, als hätte die bessere Einsicht die Oberhand gewonnen und als sei man geneigt, sich die augenfälligen Vorth eile zu Nutzen zu machen, die ein glücklicher Zufall bot. Am, 13. sandte der Churfürst einen Offieier zu Feldmarschall Veterani, um demselben die bevorstehende Vereinigung beider Heerestheile anzu­zeigen und ihn zu kräftigster Mitwirkung aufzufordern. Unfähigkeit und kleinliche Intrigue herrschten jedoch so unum­schränkt im Hauptquartiere des Churfürsten, dass man schon Tags darauf von dieser Idee wieder abkam und nicht nur ein so unver­hoffter Glücksfall ganz unbenützt blieb, sondern sogar viel unbe­deutendere Vorfälle zum Anlasse wurden, mit der Armee den Rück­zug an die Theiss anzutreten. Im churfürstlichen Hauptquartiere war am 15. September gleich­zeitig mit der Nachricht von dem Rückzuge der Türken ein Bericht aus Peterwardein eingelangt, laut welchem der Feind von Belgrad aus gegen Titel vorgerückt sei und dasselbe eingeschlossen hätte. Obwohl man sich nun eines derartigen Zwischenfalles schon seit Beginn der Operationen versehen konnte und es einleuchtend war, dass das Schicksal des Feldzuges durchaus nicht von dieser ganz untergeordneten Demonstration der Besatzung von Belgrad abhänge, sondern der Schwerpunkt aller Operationen in der Sicherung Sieben­bürgens und des Veteranischen Corps liege, so fand sich das Armee- Commando dennoch veranlasst, die weiteren Operationen an der Maros aufzugeben und den Rückmarsch gegen Csanád anzuordnen. Dieser Befehl traf die kaiserlichen Generale gleich einem Donnerschlage. Jeder war sich bewusst, dass durch ein so unver­antwortliches Benehmen die Interessen des Kaisers arg geschädigt, das mit so grossen Opfern errungene Siebenbürgen dem Feinde über­lassen und das Corps des Feldmarschalls V eterani dem unvermeid­lichen Untergange preisgegeben werde. Feldzeugmeister Heister trat offen mit der Frage an Feldmarschall Caprara heran: ob man denn gesonnen sei, Veterani gänzlich seinem Schicksale zu über­lassen ? Er erhielt zur Antwort, dass bereits beschlossen wäre, drei Batail­lone Infanterie und drei Cavallerie-Regimenter nach Jenő ') zu schicken und Veterani zu benachrichtigen, dass er diese Truppen nach Bedarf an sich ziehen könne. Jedoch werde dieses Detachement erst dann aufbrechen, wenn es die von Szegedin kommende Bagage an sich gezogen und die nothwendigen Proviantvorräthe verladen haben würde. Die weiteren Vorstellungen Heister’s, dass Veterani diese ohnehin ungenügende Verstärkung auf solche Art erst nach 3 bis *) *) Boros-Jeno, über 5 Meilen (38k”) nordöstlich Lippa.

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