Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

Armee der Vorräthe von Csanád nicht entbehren könne, so sei es doch wohl besser, die Proviantwagen allein dahin zu senden, als beständig mit der ganzen Armee den Provianthäusern nachzuziehen und so die kostbare Zeit zu verlieren. Er kenne das Land so gut wie seine eigene Heimat und könne nur versichern, dass der gerade und beste Weg über Egres führe, während jener über Csanád einen förmlichen „Triangel“ bilde. „Sei es ein Triangel, so bleibe es ein Triangel,“ schloss Feld- marscliall Caprara endlich die erregte Debatte, und am 10. nahm die Armee, auf Grund der Versicherung des General-Kriegscommissärs Heiszier: dass er die besten Informationen hinsichtlich der einzu­schlagenden Marschrichtung besitze, den AVeg nach Csanád. Aber schon nach kurzer Frist befanden sich die Truppen in einem wahren Labyrinth von Busch und Morast; Infanterie und Reiterei waren bald ganz von einander getrennt, und nach stunden­langem planlosen Hin- und Hermarschiren konnte man es sich nicht länger verhehlen, dass man die Richtung gänzlich verloren und sich mit der ganzen Armee in den unwirthbaren Einöden verirrt habe. Viele widersprechende Befehle, eine natürliche Folge dieser Calamität, vermehrten nur noch die Verwirrung und zuletzt sah man sich spät in der Nacht genöthigt, dort, wo man eben stand, in einem dichten Rohrbruche zu lagern, um den Tag zu erwarten. Nachdem man sich mit Mühe wieder orientirt hatte, zeigte es sich, dass die Armee bereits weit über Csanád hinaus gekommen sei. Aber weder dies, noch die drängende Situation konnte das Armee- Commando veranlassen, den Marsch mit Aufbietung aller Kraft fort­zusetzen, sondern man fand für gut, einen Rasttag anzuordnen, um Kriegsrath zu halten. Statt jedoch in dem Missgeschicke des vorigen Tages nur die natürliche Folge ungenügender Recognoscirung und schlechter Marsch-Dispositionen zu erkennen, folgerte man hieraus, dass der Marsch am linken Ufer der Maros überhaupt gar nicht aus­führbar und deshalb auf das rechte zu verlegen sei. Bei dem Um­stande, dass Lippa, dessen Entsatz doch erstes Ziel und Ende der ganzen Operation war, am linken Ufer liegt; dass ein Uferwechsel mindestens einen ganzen Tag in Anspruch nehmen musste und man schliesslich doch wieder den Fluss zwischen sich und dem belagerten Lippa haben würde, erscheint schon die blosse Anregung dieser Präge als ganz unbegründet. Ein Theil der Generale war auch Anfangs entschieden gegen jeden Uferwechsel; FZM. Heister bot alle Beredsamkeit auf, um zu beweisen, wie dringend nothwendig ein rasches Handeln sei, wolle man Lippa retten und den Feind hindern, sich nach Siebenbürgen zu werfen, was die geringe Macht V e t e r a n i’s unmöglich zu wehren im Stande sei. In überzeugendster Weise stellte er vor, wie günstig Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 188G. 4

Next

/
Thumbnails
Contents