Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)
Des kaiserlichen Fehlmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. 43 souveränen Fürsten und Ober-Feldherren vor den kaiserlichen Generalen in Anspruch nahmen. In Wien, wo man diese Ubelstände zum Tlieile voraussehen und auch kein allzugrosses Vertrauen in die militärischen Talente des Churfürsten setzen mochte, hoffte man den hieraus entspringenden üblen Folgen dadurch vorzubeugen, dass man dem Ober-Befehlshaber der gesammten Streitkräfte in Ungarn, den Feldmarschall Aeneas Sylvius Grafen Cap rar a beigab, welcher unter dem officiellen Titel eines Commandanten der kaiserlichen (Haus-) Regimenter gleichzeitig auch auf die Operationen Einfluss nehmen und gewissermassen die Rolle eines Mentors spielen sollte. Welche Vortheile man sich von dieser Massregel auch versprechen mochte, gewiss ist, dass sich nicht Eine der Voraussetzungen erfüllte, welche an sie geknüpft waren. Schon die Wahl der Persönlichkeit für diese ebenso schwierige als undankbare Stellung war keine glückliche, wenn man auch zugeben muss, dass es die damaligen Anschauungen nicht leicht machten, sich über die starren Formen der Convenienz und der Rangsordnung hinwegzusetzen. Feldmarschall Caprara hatte bis zum Abschlüsse der Convention mit dem Churfürsten von Sachsen das Ober-Commando geführt, und wenn er auch als solcher auf keine besonderen Erfolge hinweisen konnte, so war es doch nur begreiflich, wenn die nunmehrige Unterordnung ihres Eindruckes auf ihn nicht verfehlte. Alter und Kränklichkeit lähmten ausserdem seine Thatkraft nicht minder, als die Devotion gegen den souveränen Fürsten, der nun sein Feldherr war, jede selbständige Regung niederhielt. Willenlos fast beugte sich der sonst verdiente General vor der allmächtigen Umgebung des Churfürsten, während sein zu kleinlicher Eifersüchtelei hinneigender Charakter den Rath und die Einsicht der kaiserlichen Generale nur ungern zur Geltung kommen liess. Das entscheidende Wort im Rathe führten daher fast unumschränkt die sächsischen Würdenträger, obwohl sie weder von den eigenthüm- lichen Verhältnissen eines ihnen ganz fremden Landes, noch von der Besonderheit der Kriegführung gegen die Türken die nöthige Kennt- niss haben konnten. Der Churfürst selbst nahm auf die Operationen wenig Einfluss, er wohnte den Kriegsberathungen mehr als Zuseher, denn als Feldherr bei und liess es ruhig geschehen, wenn seine Einwürfe nicht entsprechende Beachtung fanden. Die Commandoftihrung überliess er thatsächlich dem Feldmarschall Caprara, dieser aber befand sich gänzlich in den Händen der sächsischen Hofcavaliere und machte seine Energie nur den kaiserlichen Generalen gegenüber, leider meist zur Unzeit, geltend.