Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Major von Angeli: Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos (Feldzug 1695 gegen die Türken)

Des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Veterani Heldentod bei Lugos. 39 verliältnissmässig grosse Zahl hervorragender Charaktere, die das besondere Interesse der Zeitgenossen und damit auch jenes der Nach­welt in sich concentrirten; — die Grossartigkeit der ganzen Scenerie Hess so manches Verdienst in den Hintergrund treten, welchem in einer weniger illustren Umgebung die Palme unvergänglicher Erinne­rung nicht hätte bestritten werden können. Wenn also für ein gänzliches Vergessen oder eine nur ober­flächliche Erwähnung bedingungsweise Erklärung gefunden werden kann, so bleibt doch noch immer jener eigenthümliche Zug der Geschichte übrig, welcher die Namen vaterländischer Heroen nicht ihres eigentlichen Verdienstes halber verewigt, sondern das Gedächt- niss an Ereignisse von ganz untergeordneter Natur knüpft, die an und für sich kaum einen Anspruch auf bleibenden Nachruhm gewähren würden. Der Nachwelt bleibt auf diese Art wohl ein Name erhalten, aber die Thaten seines Trägers finden nicht die verdiente Anerkennung, denn der episodenhafte Anlass wird im Laufe der Zeit unmerklich zum Hauptereignisse im Leben des Helden und drängt dessen wahres und wix-kliches Verdienst immer mehr in den Hintergnmd, bis zum gänzlichen Vei’gessen. Dieses Schicksal theilt auch der kaiserliche Feldmarschall Friedrich Ambros Graf Veterani. Einem alten venetianischen Geschlechte im Herzogthume Ui'bino 1630 entspi’ossen, trat er schon als Jüngling in kaiserliche Kriegs­dienste, vertheidigte 1683 als Obei’st mit tausend Kürassieren der Letzte die Donau-Brücke bei Wien und focht in der berühmten Ent­satzschlacht unter dem Herzoge von Lothringen. Im folgenden Jahre befreite er unter Caraffa Tokaj nebst mehreren kleineren Orten von den Tataren und erstürmte T ö k ö 1 y’s Lager bei Eperies. Nachdem er 1686 als General-Feldwachtmeister an der Belagerung Ofens theilgenommen hatte, pacificirte er im selben Jahre die Mar- maros und deckte die Belagerung von Szegedin so erfolgreich gegen die Entsatzversuche der Tatai’en, dass ihn der Kaiser zum Feld­marschall-Lieutenant ernannte. Als sich im nächsten Jahre die kaiserliche Ai’mee von Essegg zurückzog, sicherte Veterani ihren Marsch gegen den andi’ingenden Feind, deckte später die Belagerung von Erlau und ging, mit ausge­dehnten Vollmachten vei-sehen, nach Siebenbürgen, um dieses Land dem Kaiser zu sichern. Hier zeigte Veterani, dass er nicht blos auf dem Schlacht­felde Erfolge zu enüngen verstehe. Durch kluges, massvolles Benehmen unterwarf er die meisten Städte und nahm endlich aixch das wohlverwahi-te Kronstadt nach kurzem Bombai'dement. Zum Intei’ims-Commandanten des Füi’stenthums ernannt, reinigte er im Winter 1687—88 das Land bei Orsova vom Feinde.

Next

/
Thumbnails
Contents