Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. II. Theil. Der südwestliche Kriegsschauplatz im Donauthale und den österreichischen Alpenländern. (Mit eigener Paginirung)

Feldzug 1703. 39 brach am 1. März mit seinem Corps von Neumarkt auf, überschritt am 2. bei dem Dorfe Erlach die bayerische Grenze und besetzte in den folgenden Tagen die Orte Zell, Raab, Aurolzmünster und St. Martin, ohne auf Widerstand zu stossen. Am 7. wurde das Gros gegen den Brückenkopf von Schärding vorgeschoben, in der Absicht, diesen Punkt einzuschliessen und die Ankunft des schweren Geschützes abzuwarten. Da traf am 8. März im kaiserlichen Lager die Nachricht ein, der Churfürst sei mit einem Corps von 20.000 Mann im Anmarsche gegen den Inn begriffen und beabsichtige, einen Versuch auf Passau zu unternehmen. Dieser Platz hatte damals, abgesehen von seiner sonstigen militärischen Wichtigkeit, für die Kaiserlichen eine erhöhte Bedeutung, weil daselbst ihr Haupt-Verpflegsmagazin etablirt war. Zum Schutze der Stadt marschirte Schlik am 10. März mit 12.000 Mann nach Passau, während der Rest des Corps, etwa 6000 Maun, zumeist aus Cavallerie bestehend, auf Postirungen am Inn, sowie im Lager und Cantonnements zwischen dem Pram- und dem Kösselbache verblieb. Churfürst Max Emanuel hatte, sobald er von der Grenzüber­schreitung durch die Kaiserlichen Kenntniss erhalten, dem Feldmar­schall Arco die Weisung zugehen lassen, schleunigst mit einem Theile seiner in Ingolstadt stehenden Truppen gegen den Inn aufzubrechen, während er selbst sich von München aus dahin in Bewegung setzte. Er hatte die Absicht, zunächst der von Ober-Österreich her drohenden Gefahr zu begegnen und sodann sich gegen das gleichzeitig aus Böhmen in die Ober-Pfalz eingedrungene Corps des Feldmarschalls Limburg-Styrum zu wenden. Am 10. März Nachmittags traf der Churfürst in Schärding ein; sein Corps zählte 12.000 Mann, unge­rechnet einige tausend Mann Landfahnen, welche zu ihm gestossen waren. In der Nacht auf den 12. überschritt er den Inn, um die Kaiserlichen in ihren zerstreuten Quartieren zu überfallen. 3000 Mann wurden zur Demonstration am linken Inn-Ufer gegen Passau vor­geschoben, und mit 12 Bataillonen und 20 Escadronen rückte der Churfürst in zwei Colonnen auf Siegharting und Schardenberg los. Im letzteren Orte wurden 4 Escadronen kaiserlicher Cürassiere in ihren Quartieren vollständig überrascht (12. März); nichtsdestoweniger gelang es ihnen nicht nur grösstentheils zu entkommen, sondern auch, nachdem sie durch die in den benachbarten Orten liegenden Abthei­lungen verstärkt worden waren, den Ort Schardenberg wieder den Bayern zu entreissen. Allein die Übermacht der letzteren war zu gross; nach einem erbitterten Kampfe mussten die Kaiserlichen auf Passau zurückweichen. Der Churfürst marschirte nach Schärding zurück. Auf dem Wege dahin erhielt er durch einen Bauern die Mittheilung, dass bei Eisen- birn (7 km von Schardenberg) der grösste Theil der kaiserlichen Artillerie, viel Cavallerie, sowie fast das ganze Gepäck ständen. In Scharden­berg.

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