Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)

Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert

Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im 18. Jahrhunderte. 25 Kaiserin schreibt er1): ,,Sie liess die Repräsentation dem Kaiser und behielt sich die Autorität vor, sie war nicht einmal böse darüber, wenn man bemerkte, dass der Grossherzog nur den äusseren Schein der Kaiserwtirde trage, die Kaiserin aber die Seele derselben sei.“ Wie dem auch sei, so waren es jedenfalls der Muth und die Seelen­stärke der glorreichen Herrin, welche die Kaiserkrone wieder für ihr Haus errungen hatten, und als die „grosse Kaiserin“ lebt sie im Herzen ihrer Völker. Seit dem 22. September 1745 führt auch die österreichische Armee die Bezeichnung „kaiserlich königlich“ 2). Prinz Karl brach zur Verfolgung der Preussen auf, und es gelang ihm, den rückziehenden König in der Gegend von Burgersdorf nördlich Schurz einzuholen. Am 30. September 1745 kam es zur Schlacht bei Soor, die mit einem grossen Siege Friedrich II. endete 3). Ein zweiter Versuch der Offensive führte zu den Niederlagen der Sachsen bei Hennersdorf nordwestlich Freiberg am 23. November und bei Kesselsdorf, in der Nähe Dresdens, am 15. December. Die Hilfe der Österreicher kam hier zu spät. Es war das eben doch eine gefährliche und verderbliche Klinge, die der Preussen-König führte, und begreiflich, dass man sich in Dresden nach dem Frieden sehnte. Aber nicht Sachsen allein, alles wünschte ihn und bedurfte seiner, und so schloss denn auch am 25. December 1745 ein Friede zu Dresden die Periode der sogenannten „schlesischen“ Kriege. Über die Resultate des zweiten schlesischen Krieges sagt Friedrich II.4): „Dieser Krieg bot keine Gelegenheit zu grossen Um­wälzungen, welche über das Schicksal der Staaten entscheiden, aber er verhinderte, dass ähnliche Umsturzversuche später gemacht würden, indem er den Prinzen von Lothringen nöthigte, das Eisass zu verlassen. Der Tod Karl VII. wareines jener Ereignisse, das man nicht voraussehen konnte. Er durchkreuzte den Plan, die Kaiserwürde für immer dem neuen Hause Österreich zu entreissen.“ Eilf Jahre ruhte der Krieg zwischen Österreich und Preussen, und doch war kein wirklicher Friede. In beiden Staaten rüstete man zu einem neuen Waffengang. Die Lage schildert Friedrich II. selbst5): „Der Friede von Dresden hatte das Schicksal der meisten Friedens­*) Histoire de mon temps, II. 235. 2) Kriegs-Archiv 1745; Fase. IX, 40. 3) Es war ein geringer Trost, dass es den Parteigängern während der Schlacht gelungen war, das preussische Lager zu überfallen und fast den ganzen königlichen Hofstaat, Bagagen und Kanzlei, Kriegscassen u. dgl. zu erbeuten. Her König musste am anderen Tage durch einen Parlamentär um einige seiner nothwendigsten Bedienten beim Herzog von Lothringen ersuchen lassen. 4) Histoire de mon temps, II, 327. 5) Histoire de mon temps, III. 30.

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