Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1886)
Zwischen Donau und Elbe. Skizze der Kriegsbegebenheiten in Ostböhmen im XVIII. Jahrhundert
8 Zwischen Donau und Elbe. Bei Butlweis blieb Lobkowitz mit 10.000 Mann gegen die Franzosen, Prinz Karl mit der Hauptarmee — 30.000 Mann — brach am 1. April nach Mähren auf. Die ersten Bewegungen der Österreicher machten den Marschall Broglie besorgt, er verlangte die Unterstützung durch die Sachsen, und diese trafen wirklich Anstalten, sich von den Preussen zu trennen und in Böhmen den Anschluss an die Franzosen zu suchen. Jetzt verhess endlich auch Friedrich II. die Znaimer Gegend und concen- trirte sich bei Pohrlitz an der Iglawa (südlich Brünn), von wo er sich anschickte, Mähren gänzlich zu räumen. Friedrich II. Äusserungen über die Motive dieses Rückzuges zeigen sonderbare Widersprüche. Wenn er sich an einer Stelle als der Hintergangene, im Stiche Gelassene darstellt und sagt1): „Wenn ich dermalen nicht reussirte, so geschah es, weil die Franzosen wie Feiglinge, die Sachsen aber wie Verräther agirten“, so hatte er doch am 2. April 1742 an Leopold von Anhalt-Dessau geschrieben*): „Weil ich zuverlässige Nachricht habe, dass der Österreicher ihr dessein dahin gehe, die Franzosen bei oder in Prag zu attaquiren, so habe sofort die Sachsen dahin geschickt. Ich marschire nach Pardubitz.“ Ob er also selbst sich täuschte oder ob, wie er später glauben machen wollte, die Sachsen ihn verhessen, jedenfalls konnte er im südlichen Mähren sich nicht länger halten. Der Rückzug wurde um so dringender, als sich ungarische Insurrections-Truppen an der mährischen Grenze sammelten und Friedrich II. bereits einer starken Detachirung bedurfte, um diese Schaaren von seinem Rückwege entfernt zu halten. Die Sachsen zogen am 5. April von Brünn ab nach Bystrzitz, dann am 16. April über Policka weiter nach Leitomischl. Die Preussen brachen am 5. und 6. April von Pohrlitz und Seelowitz auf und gingen über Wischau, Prossnitz — unter Zurücklassung eines Corps unter Prinz Dietrich von Anhalt bei Olmütz zur Deckung Schlesiens — dann Littau, Müglitz, Mährisch-Trübau, Zwittau, Leitomischl — am 16. April nach Hohenmauth, am 17. April nach Chrudim, wo sich Prinz Leopold von Anhalt-Dessau mit Verstärkungen anschloss. Die österreichische Armee war unterdessen über Waidhofen an der Thaya am 8. April nach Znaim gelangt, von wo sie über Mislitz, Raigern und Wischau am 18. April Prossnitz erreichte. Der Kriegsschauplatz bietet in diesen Tagen ein sonderbares Bild. Friedrich II. hatte die Sachsen, deren Rückzug an dem seinen Schuld sein sollte, noch überholt, sie zwischen sich und die Öster*) General-Principien vom Kriege, Art. XXVIII. *) Orlich, „Geschichte der schlesischen Kriege“, Urkunden.