Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
46 Oie Invasion Schlesiens durch diek. preuss. Truppen im Monate December 1740. das am 16. December von Berlin aufgebroclien war. Feldmarschall Graf Schwerin erhielt Befehl, den Marsch mit einem Theile der Armee fortzusetzen (24. December), in kleinen Tagemärschen nach Liegnitz vorzugehen, und seinen rechten Flügel bis an das Gebirge auszudehnen 1). Am 27. December langten der Herzog von Holstein und der Prinz Leopold von Anhalt-Dessau mit ungefähr 6000 Mann Infanterie und 1780 Reitern vor Glogau an2). Dieses Corps bestimmte der König zur Blocade der Festung, es löste demgemäss die bisher zur Cernirung bestimmten Truppen ab. Prinz Leopold nahm sein Hauptquartier zu Rauschwitz und ordnete die Einschliessung derart an, dass vom 29. December jede Communication aus der Festung mit dem Lande unmöglich wurde 3). Der Herzog von Holstein hatte der Armee zu folgen. Der König selbst brach am 28. December gegen Breslau auf, es begleiteten ihn seine Gensdarmen, 5 Escadronen Bayreuth-Dragoner und 20 Grenadier-Compagnien; 3 Escadronen Huszárén gingen als Avantgarde voraus4). 5 Escadronen Bayreuth hatte der König noch dem Blocade-Corps, das der Erbprinz Leopold von Dessau befehligte, zurückgelassen. An diesem Tage traf er in Gläsersdorf ein, am 29. in Parchwitz, am 30. in Neumarkt, am 31. in Pilsnitz im Angesichte von Breslau 5). Von hier aus sandte der König die Oberste von Posadowsky und von Borcke, um die Stadt aufzufordern, sich zu unterwerfen 6). Am 27. December rückte die preussische Avantgarde der unter dem Befehle des Feldmarschall Graf Schwerin stehenden Armee-Abtheilung unter Oberst v. Wurmb in Liegnitz ein, welcher am 28. das Sydow’sche, am 30. das Schwerin’sche Regiment folgte7). *) *) Vergl. auch: „Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges“. 93. Band 1855. Materialien zur Geschichte des ersten schlesischen Krieges. 2) Nach „Grünhagen“. 3) Archiv für die Officiere der königl. preussischen Artillerie- und Ingenieur- Corps. 7. Jahrgang. 14. Band 1842. „Relation von der Einschliessung und Erstürmung der Festung Gross-Glogau“ etc. 4) Biese Angaben nach den „Lettres d’un officier prussien“. „Militär-Wochenblatt“ 1876. Seite 309. 5) „Si vous étes curieux de savoir la raison de cette marche forcee, il faut vous dire que les généraux de la Reine de Boheme avoient fortement sollicitt? la ville de Breslau de recevoir garnison, ce qui est eontre ses privileges. Quelques ma- gistrats étoient sur le point d’y donner les mains, mais la bourgeoisie s’y opposa. II falloit done se presser d’y arriver avant que le parti de la cour pút prendre le dessus. Seite 310. Beiheft zum „Militär-Wochenblatt 1876“. 6) Die Verhandlungen bezüglich der Übergabe Breslau’s und die darauf bezüglichen Actenstücke, als schon in das Jahr 1741 fallend, wird ein anderer Aufsatz behandeln. 7) Chronik von Liegnitz. III. Theil 1675—1815 von Dr. A. H. Kraffert. Liegnitz 1872.