Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Kriegs-Chronik Österreich-Ungarns. I. Theil. Der nordwestliche Kriegsschauplatz: Böhmen, Mähren, Schlesien (Mit eigener Paginirung) - Der Krieg 1866 gegen Preussen
144 Der Krieg 1866 gegen Preussen. Der Antagonismus der beiden deutschen Grossmächte führte aus Anlass des Streites um die Elbe-Herzogthümer, welcher nach dem dänischen Kriege 1864 (Wiener Friede) entstand, zum offenen Bruche. Der Gasteiner Vertrag (14. August 1865), wonach Österreich ausschliesslich in Holstein, Preussen aber in Schleswig die Verwaltung führen sollte, während Lauenburg durch Geldentschädigung ganz in den Besitz Preussens gelangte, hatte nur eine vorübergehende Verständigung zu erzielen vermocht. Gleichzeitig mit den diplomatischen Verhandlungen über das endgiltige Schicksal der Elbe-Herzogthümer und die vom Minister Bismarck in Vorschlag gebrachte Reform der deutschen Bundesverfassung begannen ihre Rüstungen. Preussen, in der Besorgniss, Österreich und den muthmasslichen Alliirten dieses Staates in Deutschland nicht gewachsen zu sein, schloss am 8. April 1866 mit Italien ein Biindniss, worin dieser Macht die Erwerbung Venetiens in Aussicht gestellt wurde, und begann schon am 7. Juni die Feindseligkeiten, indem es seine Truppen nach Holstein einrücken liess und die dortige österreichische Besatzung (Brigade Kálik) zum Abzüge zwang. In Folge dieses Gewaltactes wurde von dem Bundestage in Frankfurt a. M. am 11. Juni die Mobilisirung gegen Preussen beschlossen. Die Bundesstaaten gruppirten sich hiebei folgendermassen: Auf Seite Österreichs: Bayern, Württemberg, Sachsen, Hannover, Churhessen, Grossherzogthum Hessen, Baden, Sachsen- Meiningen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt. Auf Seite Preussens: die sächsischen Herzogthümer exclusive Sachsen-Meiningen, die beiden Mecklenburg, Braunschweig, Oldenburg und die freien Städte, mit Ausnahme von Frankfurt. Preussen protestirte am 14. Juni gegen die Mobilisirung der Bundestruppen und erklärte, den bisherigen Bundesvertrag als nicht mehr verbindlich zu betrachten. Der Krieg war unvermeidlich. An die Verbündeten Österreichs, in Norddeutschland: Sachsen, Hannover und Churhessen erfolgte seitens Preussen die Kriegserklärung, welcher der Einmarsch preussischer Truppen in die genannten Gebiete fast unmittelbar folgte. Während die Sachsen sich noch rechtzeitig der österreichischen Armee in Böhmen anschlossen und die Churhessen nach Süden auswichen, wurden die Hannoveraner trotz des für sie rühm- und siegreichen Gefechtes von Langensalza (27. Juni 1866) am 28. Juni genöthigt, vor der sie von allen Seiten umzingelnden preussischen Übermacht die Waffen zu strecken. Die Hilfe, welche Österreich von seinen Verbündeten in Süddeutschland erwarten konnte, war nur eine illusorische. Die Streitkräfte der Alliirten waren beim Ausbruche der Feindseligkeiten noch nicht operationsbereit und Hessen es die politischen Sonderinteressen,