Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)
Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740
Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. 29 zählig beigestellt wurden *), so ordnete der Hofkriegsrath mit Rücksicht auf den schwachen Stand der Regimenter an, dass sich dieselben durch öffentliche Werbung selbst auf 2000 Mann ergänzen und ein Handgeld von 25 Gulden zahlen sollten, das später auf 27 Gulden erhöht wurde. Trotzdem nahmen die Werbungen einen sehr ungünstigen Fortgang* 2). Weitere Y er theidigungs -Mass regeln. Die fast täglich zu Wien unter dem Vorsitze der Königin oder ihres Gemahles, des Grossherzogs von Toscana3), stattfindenden Con- ferenzen beschäftigten sich eingehend mit der Lage in Schlesien und den zu treffenden Yertheidigungs-Massregeln4). Vornehmlich wurde Werth darauf gelegt, dass die festen Plätze des Landes geschützt und erhalten würden, dass Breslau aufgefordert werde, königliche Truppen als Besatzung einzunehmen5). Feldmarschall-Lieutenant Graf Wallis war bestimmt worden, in Gross-Glogau zu bleiben und die Vertheidigung dieser Festung zu *) Die vorderösterreichischen Lande hatten 800 Recruten zu stellen, 343 langten am 9. November in Linz an. Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, Pol. 3300. 2) So bericlit FML. Graf Wallis, „dass ihm behufs Completirung seines Regiments und der Frei-Compagnie zu Brieg die vier Orte Glogau, Schweidnitz, Neisse und Troppau zu Werbplätzen zwar angewiesen worden seien, er befürchte aber, ohne placi- dirung eines mehreren Handgeldes und Discretion für die auf Werbung abzuschickenden Unterofficiers und Alt-Commandirte mit dem seinem Regimente abgängigen Recruten- quanto sobald nicht aufkommen zu können, werde aber zu dessen Beschleunigung das guberno um Anticipirung einiger 1000 fl. ä conto der nach dem eom- pleten Stand zu bezahlen kommenden vacanten Portionen ersuchen und diese Gelder zur Werbung employiren“. Hofkriegsraths-Expedits-Prolokoll, November, Fol. 3123. FZM. Graf Ogilvy zeigt an, „dass bisher nicht mehr als 38 Mann für sein Regiment angeworben werden konnten“. Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, Fol. 3291. 3) Franz Stephan, Herzog von Lothringen, Grossherzog von Toscana, war am 21. November 1740 von der Königin zum Mitregenten ernannt worden. K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. *) „Es werden die Conferenzien fleissig gehalten, umb Mittel auszufinden, sich bei den unsrigen zu manuteniren; der Grosshertzog u. Gf, Starhenberg dringen, wie billig, vor allen auf completirung und Verstärkung der Miliz sowohl zu Pferd als zu Fuss“ — — „und' lasset sich noch dato alles gut an, wann wir nur ohne ausserordentliche harte erpressungen den nervum rerum gerendarum erzwingen können nam in hoc cardo rei vertitur. — Schreiben des Hofkriegsraths von Koch an FML. Graf Walsegg vom 9. November 1740. Kriegs-Archiv; Italien 1740; XI; 4. s) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Conferenz-Noten. Referaten de anno 1740. Die Stadt Breslau wahrte eifersüchtig das allerdings nicht verbriefte, sondern nur auf Usus und Connivenz beruhende jus praesidii, das Recht, die Einnahme kaiserlicher Besatzung zu verweigern; die Stadt hatte auch im Jahre 1632 mit grosser Energie an dem Principe strenger Neutralität festgehalten, ihre Thore in gleicherweise den Kaiserlichen, wie den Schweden verschliessend. Grünhagen, „Friedrich der Grosse und die Breslauer in den Jahren 1740 und 1741“. Breslau 1864, Seite 14.