Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

Die Invasion Schlesiens durch diek. preuss. Truppen im Monate December 1740. 23 beider Gesandten, den Thatsachen ziemlich entsprechend, der König wolle Glogau liegen lassen, da es sich wegen Lebensmittelmangel nicht lange werde halten können, und nur mit einem Grenadier-Corps, welches G. d. I. Herzog von Holstein-Beck und unter ihm General- Lieutenant Prinz Leopold von Anhalt-Dessau commandiren, eingeschlossen lassen, er selbst werde auf Breslau mit dem grössten Theile der Armee gehen. Der Unterhalt des Heeres in der Gegend von Glogau sei schwierig. Befehle des Königs seien in Berlin eingetroffen, ihm noch einige Ge­schütze von grösserem und 24pfündigen Calibers nachzusenden, welche in Berlin eingeschifft würden, um dann auf der Oder nach Schlesien abzugehen '). Am Schlüsse des Berichtes sagt FML. Marchese Bottá nach einem allgemeinen Überblick über die Situation : „Aus allem diesem aber E. k. M. allerleuchtest von selbsten zu entscheiden geruhen werden, dass man sich nur mit unanständigen und leeren propositionen aufhalten wolle, ausser es seye, dass E. k. May. in die zumuthen wollende negotiation zur Überlassung des Erb- lierzogthums Schlesien, mittelst denen dortigen zwei preussischen ministres einlassen wolle 2), gestalten man allhier von diesem punct auf keine Weiss abgehen, und zu sonstig anderen kein Gehör geben will; also dass allhier weiters nichts zu erwirken ist, und die Zeit dadurch allhier ebenso gefährlich, als auch durch meine längere hiesige Ver- weilung in Russland verloren wird 8).u Marchese Bottá verhess am 28. December Berlin und begab sich nach St. Petersburg4)- Er hatte dem Könige seine Abreise schriftlich angezeigt und erhielt am 22. December hierauf die aus dem Haupt­quartiere zu Milkau vom 20. December datirte Antwort des Königs 5). Demeradt hatte bereits am 18. December von der Königin die Weisung erhalten, nicht länger, als zur unumgänglichen Ordnung seiner Privat-Angelegenheiten nothwendig, in Berlin zu verweilen, da nach den Berichten vom 6. December der Einfall in Schlesien nicht mehr zweifelhaft und beim Empfange des Rescriptes wohl schon erfolgt sein ') Ende December wurden 24 Stück 24-Pfiiuder nebst bedeutenden Munitions­mengen, unter Bedeckung von 130 Kanonieren, eingeschifft. Bericht vom 31. December. K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. 2) Geheimer Finanzrath v. Borcke und der von Berlin am 9. December ab- gereiste f) Specialgesandte, Ober-Hofmarschall und wirkliche geheime Etats- und Kriegsminister Graf Götter. 3) K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Berichte aus Berlin 1740. Bericht vom 27. December. 4) Bottá hatte bereits am 9. December von der Königin den Befehl erhalten, falls Preussen vom Einmärsche in Schlesien nicht abwendig zu machen sei, ungesäumt nach Petersburg abzugehen. K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv. Rescript vom 9. December 1740. 5) Abgedruckt nach einer Abschrift im k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archive in „Politische Correspondenz“, Band I, Seite 150. f) Nach Botta’s und Demeradt's Bericht vom 10. December. K. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv.

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