Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1885)

Hauptmann Duncker: Die Invasion Schlesiens durch die königlich preussischen Truppen im Monate December 1740

14 Die Invasion Schlesiens durch die k. preuss. Truppen im Monate December 1740. Feldzeugmeister Graf Ogilvy, commandirender General in Böhmen, meldet Anfang November, wie noth wendig es sei, Glatz mit genügender Besatzung zu versehen, und spricht schon von einem in Folge des Todes Kaiser Carl’s mit einer auswärtigen Macht zu be­fürchtenden Kriege. Derselbe sendet in der Folge wiederholt Nach­richten über Kriegsrüstungen in Bayern ein. In gleicher Weise kommen von dem Commandanten der Grenzfestung Eger, Oberst Döfting, unausgesetzt „Avisen“ über bayerische Kriegsvorbereitungen, im Anfang December über den Anmarsch von 14 preussischen Regi­mentern gegen die schlesische Grenze *). Selbst die Zeitungen hatten über die Vermehrung der preussischen Armee berichtet2). Eine Correspondenz aus Berlin vom 13. September meldet die Errichtung dreier neuer Infanterie-Regimenter, denen weitere Formirungen folgen würden3); vom 3. November: Ihro königliche Majestät haben Ordre gestellet, ausser denen bishero gemeldeten neuen Truppen noch 10 Bataillons und 10 Escadrons anzuwerben, ingleichen die Vorrathshäuser anzufüllen4). Für die vorliegende Studie kommen jedoch hauptsächlich jene Nachrichten in Betracht, welche direct aus Berlin einliefen und welche recht wohl geeignet gewesen wären, auch dem sanguinischesten Anhänger des Friedens die Augen zu öffnen. Der die Monarchie in Berlin vertretende Diplomat, der kaiserliche Rath und Resident Franz Christoph Josef von Demeradt befand sich bereits 16 Jahre auf diesem Posten, er hatte daher eine umfassende Kenntniss der Persönlichkeiten und der Strömungen am Hofe des jungen Königs und seine Nachrichten über die militärischen Vorgänge erfolgen stets rechtzeitig, sie sind für die Auffassung, welche dieser Diplomat von der Sachlage sich gebildet hatte, äusserst charakteristisch5). Der Resident hatte schon am 4. October an den Kaiser berichtet, dass die neuerrichteten Bataillone am 1. December complet sein würden* 4) Hofkriegsraths-Expedits-Protokoll, November, Fol. 3112, 3234, 3256, De­cember, 3500, 3507. 2) König Friedrich Wilhelm I. hatte seinem Sohne ein Heer von 66 Bataillonen Infanterie (ä 6 Compagnien), 60 Escadronen Kürassiere, 45 Escadronen Dragoner, 9 Escadronen Huszárén, 6 Compagnien Feld-Artillerie, 4 Bataillone und 7 Compagnien Garnisonstruppen zu Fuss, 4 Compagnien Garnisons-Artillerie, in Summa 83.468 Mann hinterlassen. Diese für ein Land von 2172 Quadratmeilen mit 21;/4 Millionen Einwohnern sehr zahlreiche Armee beanspruchte drei Viertel der Staatseinkünfte; im Jahre 1740 betrugen diese 7,400.000 Thaler. König Friedrich II. vermehrte bald nach seiner Thronbesteigung „par le moyen de bonne dconomie“ seine Armee. Nach Lippe- Weissenfeld, „Friedericus Rex und sein Heer“. Berlin 1868. 3) Wienerisches Diarium, anno 1740, vom 26. October, Nr. 86. 4) Wienerisches Diarium, anno 1740, 16. November, Nr. 92. 5) Eine Kritik der von Demeradt eingesendeten militärischen Nachrichten mit Bezug auf ihre vollkommene Richtigkeit entzieht sich selbstverständlich der hier- ortigen Beurtheilung.

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