Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1884)

Major Wiener des Generstabs-Corps: Das Corps des FML. Friedrich Freiherrn von Hotze in Feldzuge 1799

Das Corps des FML. Friedrich Freiherr von Hotze im Feldzuge 1799. 101 nach Graubünden waren keine Massregeln getroffen worden. Die Gefahr, die so nahe der Grenze etablirten Magazine bei einem uner­warteten Angriffe zu verlieren, lag sehr nahe. Zu diesen wenig zweckmässigen Massnahmen gesellte sich aber noch der im letzten Augenblicke, knapp vor Beginn der Feindselig­keiten angeordnete und durchgeführte Wechsel im Ober-Commando über die in Vorarlberg und Graubünden stehenden Truppen und bezüglich des grössten Theiles dieser Truppen selbst. Der Oberbefehl wurde dem FML. Baron Hotze übertragen, während Bellegarde das Commando über eine in der Stärke von 50.000 Mann aufzustellende Reserve-Armee in Tirol erhielt. Welche Nachtheile musste es im Gefolge haben, dass die Officiere und Truppen, welche durch geraume Zeit in Vorarlberg dislocirt und mit den Terrainverhältnissen bekannt und vertraut waren, zu einem Zeitpunkte abgelöst wurden, wo sich der Gegner bereits an den Grenzen versammelte! Denn wo ist eine Vertrautheit mit dem Terrain nothwendiger und schwieriger als im Gebirgskriege *) ? Unter diesen Verhältnissen übernahm FML. Hotze das Commando über die in Graubünden und Vorarlberg stehenden Truppen, welche eine Stärke von 24.616 Mann Infanterie und 1463 Pferden reprä- sentirten. Am 24. Februar wurde nachstehende Ordre de bataille an die betreffenden Generale hinausgegeben: *) Die zu Beginn des Jahres 1799 in Vorarlberg stehenden Truppen waren seinerzeit dem Truppen-Corps in Tirol entnommen worden. Als dem Erzherzog Carl ausser dem Commando über die Armee in Bayern auch die Oberleitung über die in Vorarlberg und Graubünden stehenden Streitkräfte übertragen wurde, befahl Se. Majestät der Kaiser („nachdem aber die Umstände Mich vermögen“), das in Tirol aufgestellte Truppen-Corps wieder zu vereinigen und die in das Vorarlberg detachirten Theile wieder zu ersterem stossen zu lassen. Erzherzog Carl wurde gleichzeitig angewiesen, die zur Besetzung Vorarlbergs erforderlichen Truppen der Armee in Bayern zu entnehmen. Eine Ablösung der in Graubünden stehenden Truppen­körper fand „aus mehreren Gründen“ nicht statt. Ausgenommen wurden auch die Grenadiere von Brecliaiuville-Infantorie und das Obersten-Bataillon des 62. Regiments, „weil es auf Postirung am Rheine stehet“, welche in Vorarlberg zurückblieben. Kriegs-Archiv 1799; Fase. I, 30. Über die Ursachen des Wechsels im Commando geben die Acten keinen näheren Aufschluss. In dem Schreiben Sr. Majestät an den Hofkriegsrath, ddo. Wien, am 28. Jänner 1799, lautet es diesbezüglich: „Ich ertheile das Commando über dieses Corps d’armée (in Tirol) dem FML. Grafen Bellegarde.“ — -— ------------„In Vo rarlberg und Graubünden erhält das Commando der hierdurch in die Dienstleistung wieder eintretende FML. Hotze, welcher mit den zur Ablösung bestimmten Truppen alldorts eizutreffen hat.“ Hofkriegsräthliche Acten 1799; 25, 280. Man wird nicht fehlgehen mit der Annahme, dass dem FML. Hotze das Commando über jene Truppen, welche zunächst der Schweizer Grenze und eventuell auf Schweizer Boden zu handeln berufen waren, aus dem Grunde verliehen wurde, weil er als geborener Schweizer dieses Landes und seiner Verhältnisse kundig und mit angesehenen und einflussreichen Persönlichkeiten daselbst bekannt und befreundet war.

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