Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

22 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. werden wird, zu einem erbitterten Briefwechsel zwischen der Mutter und dem Sohne die Veranlassung. Am 4. August überschritt die Armee unter Loudon die Iser und lagerte bei Ivosmanos, wo sich Liechtenstein über Bischitz, Tufitz, Alt- Benatek und Jungbunzlau, nach Zurücklassung eines Detachements von 3 Bataillonen und 8 Escadronen unter General-Major Sauer zwischen Leitmeritz und Melnik am linken Elbe-Ufer, am 5. August mit ihm vereinigte. An diesem Tage rückte Prinz de Ligne nach Mtinchengrätz, die Division FML. v. Riese (früher Gyulai) blieb bei Bakow, die Reserve-Artillerie und der Armee-Train behielten ihre Aufstellung bei Jungbunzlau. Von den Preussen bezog die Hauptmacht unter Prinz Heinrich am 4. August das Lager bei Schwoika südlich Bürgstein, die Vor­hut unter General Belling bis Reichstadt vorgeschoben; das Corps Möllendorf recognoscirte von Böhmisch-Kamnitz aus die Gegend bis Sandau, die Sachsen stiessen zu dem Corps des Generals Podgursky bei Böhmischdorf südlich Gabel. Am 5. August marschirten: Corps Möllendorf nach Langenau, Corps Podgursky, bei Zurücklassung der Sachsen unter General Graf Solms, nach Kunewald nordöstlich von Gabel. In dieser Aufstellung von Langenau-Schwoika-Gabel blieb die verbündete preussisch-sächsische Armee bis 8. August, da sie die Artillerie und den Train durch die Grenz-Gebirgspässe nicht an sich ziehen konnte. Feldmarschall v. Loudon hatte, da er sich zu schwach hielt, der Übermacht des Prinzen Heinrich von Preussen den Durchzug durch die Pässe des Lausitzer Gebirges streitig zu machen, oder ihm bei dem Debouchiren in die Ebene eine Schlacht zu liefern, den Entschluss gefasst, die Vereinigung der beiden feindlichen Heere über Turnau dadurch zu vereiteln, dass er hinter der Iser Stellung nähme und alle detacliirten Corps an sich ziehe. Bei Kosmanos angelangt, glaubte er aber in Erwägung dessen, dass das rechte Ufer der Iser zum grossen Theile das linke beherrsche, der Fluss beim Niederwasser an vielen Stellen ohne Brücken zu über­schreiten sei, die Ausdehnung der Iser-Stellung von Starkenbach über Semil bis Brandeis gegen 90km betrage und dass die der Armee auf­gegebene Deckung von Prag wegen zu grosser Entfernung nicht durchführbar sei, mit 53 Bataillonen und 87 Escadronen die Iser- Linie gegen 81 Bataillone und 138 Escadronen weder vertheidigen noch behaupten zu können. In richtiger Würdigung der strategischen Lage und der Macht­verhältnisse theilte Kaiser Josef die Anschauungen des Feldmar­schalls v. Loudon nicht, indem er die Befürchtung aussprach, dass Prinz Heinrich nach Gewinnung der oberen Elbe und Besetzung Turnau’s, dieses Schlüsselpunktes zu den Positionen des k. k. Heeres

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