Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
92 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. zu einer nur einigermassen entsprechenden Entschädigung der Kriegskosten zu gelangen. Auch sei die nissische Hilfe nicht wahrscheinlich. Auf Grund der Vereinbarungen zwischen Kaunitz und Breteuil arbeitete das französische Cabinet zwei Friedens-Präliminarien aus, welche in Berlin und Petersburg mitgetheilt werden sollten. Friedrich II. hatte indessen die Vorgänge in Wien genau beobachtet und wollte nicht an die Friedensliebe des österreichischen Hofes glauben, wie aus nachstehender Correspondenz mit dem Prinzen Heinrich während der letzten zwei Monate des Jahres 1778 zu ersehen ist. „Er, der König, verlasse die Armee und begebe sich nach Breslau, um mit dem zum Commandanten des russischen Auxiliar-Corps ernannten Fürsten Repnin die in Ausführung zu bringenden Operationen zu vereinbaren (1. November). — Es gewinne den Anschein, als ob die russische Declaration doch die Obstination des Wiener Hofes gebrochen und denselben in eine Art Bestürzung versetzt habe. Der französische Gesandte in Berlin, Marquis Pons, habe nämlich mitgetheilt, der Wiener Hof sei nach lebhaften Vorstellungen des Versailler Hofes dazu gebracht worden, Vorschläge zu einem billigen Frieden zu machen. Bei der Duplicität des Wiener Hofes dürfe man aber den Friedens- Symptomen nicht zu viel Vertrauen schenken, sondern müsse im Gegen- theile gegen alle, seine Schritte misstrauisch sein und sich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Die Schwerfälligkeit und Langsamkeit der Russen übersteige alle Begriffe (4. November). — Es sei gewiss, dass in diesem Winter noch Friedensverhandlungen eröffnet werden. Aus den Dispositionen des Kaisers zu schliessen, dürften die Österreicher kein ernstliches Verlangen nach Unterhandlungen haben, denn sie wollen letztere benützen, um die Russen hinzuhalten und die Türken zum Kriege gegen sie aufzustacheln (18. November). — Die russische Declaration habe den Wiener Hof in grosse Aufregung versetzt. Man behaupte, Feldmarschall v. Loudon sei über die in Ungarn zu unternehmenden Operationen zu Rathe gezogen worden; Frankreich bringe zu viel Trägheit in die ganzen Unterhandlungen hinein und es stehe zu befürchten, dass selbe im Monate März abgebrochen werden. Der Kaiser werde vom Fürsten Kaunitz in allen seinen Anschauungen so wirksam unterstützt, dass ihn die Hoffnung auf Fortsetzung des Krieges stets bei guter Laune erhalte (22. November). — Der Kaiser wolle den Krieg, und zwar um jeden Preis fortfuhren. Er habe den Fürsten Kaunitz für seine Meinung gewonnen und übe nun auf seine Mutter einen Druck aus. Die Höfe von Versailles und Petersburg bieten behufs Abschlusses eines anständigen Friedens dem k. k. Hof ein Stück von Bayern an, um hiedurch dessen Würde zu retten, da sonst der Kaiser auf die Fortsetzung des Krieges unbedingt bestehe (6. December). — Alle Nachrichten stimmen darin überein, dass der Kaiser