Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

54 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. über Hühnerwasser und Hirschberg gegen Niemes und Neuschloss fort und liess das bereits geräumte Kloster Bösig-Berg besetzen, indess einige preussische Begimenter von Niemes gegen Leitmeritz abzogen. Ende August, als die II. preussische Armee noch im Lager bei Niemes verweilte, vertrieben von Eger aus die Streifparteien der öster­reichischen Besatzung das zur Bewachung des Erzgebirges und Voigt­landes zurückgelassene eine sächsische Dragoner-Regiment und brand­schatzten die Orte Adorf, Mark-Neukirchen, Schöneck, Erlkammer etc. Desgleichen überschritten von dem am 9. September behufs Bedrohung der rechten Flanke des Feindes bei Kaaden eingetroffenen Detachement des Generalmajors v. Sauer e inzelne Abtheilungen von Komotau aus an mehreren Punkten die Grenze und requirirten Annaberg, Buchholz, Schlettau, Aue, Marienberg, Zöblitz, Grünthal, Sayda und Frauenstein aus. Der hiedurch Sachsen zugefügte Schaden belief sich auf mehr als eine halbe Million Thaler; insbesondere wurde die Stückgiesserei des Kurfürsten zu Grünthal durch die Zerstörung schwer betroffen. Unterdessen hatte die Armee des Prinzen Heinrich die Rückzugs­bewegung nach Sachsen angetreten. Am 10. September rückte die Hauptmacht von Niemes nach Neuschloss, vereinigte sich hier mit dem Corps General-Lieutenant v. Möllendorf und gelangte am 11. über Drum, Gräber, Auscha nach Kuttendorf, am 12. nach Leitmeritz, wo sie über die Elbe ging und bei Lukawetz das Lager bezog. Das Corps Möllendorf war der Bewegung der Haupt-Armee über Raschowitz, Tetschendorf nach Liebeschitz gefolgt, erhielt hier den Befehl, die Wagencolonne zu decken und demzufolge entsprechende Aufstellung zu nehmen. Am 18. passirte das Corps ebenfalls bei Leitmeritz die Elbe. Die Wagencolonne, bestehend aus dem Artillerie-, Munitions-, Bagage- Train und der Bäckerei, hatte von Niemes über Böhmisch-Leipa, Neu­stadtei, Mertendorf, Wernstadt und Saubernitz die Marschrichtung nach Aussig genommen, bei welchem Orte sie am 17. den Elbe-Übergang bewirkte. Von den übrigen Corps der Armee waren die Sachsen und das Detachement Generalmajor v. Podgursky unter dem Befehl des General-Lieutenants Prinzen von Anhalt-Bernburg bei Gabel gesammelt worden und rückten sodann in Stärke von 25 Bataillonen, 28 Escadronen am 12. nach Zittau. Das Corps General-Lieutenant v. Platen stand seit Anfangs September im Lager bei Kostial-Jentschitz unweit Lobositz. FML. Prinz de Ligne, welcher die Vorhut der k. k. Armee jenseits der Iser befehligte, schob, auf die Meldung von dem Abzüge der Preussen, aus seiner Stellung zwischen Nieder-Gruppey und Man­kowitz leichte Reiterei gegen Niemes vor. Ihre Stärke war aber zu gering, um die Nachhut des Feindes mit Nachdruck anzugreifen und Nachrichten über dessen Bewegungen einzuziehen. Erst am 12. September hatte Feldmarschall v. Loudon die ersten positiven Nachrichten über den Abmarsch des Prinzen Heinrich gegen

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