Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien

263 Werner, der Oberstlieutenant v. Gschwind und der Oberstwachtmeister v. Rosstauscher verwundet. Diese zahlreichen Verwundungen in den höheren Chargen lassen vermuthen, dass die Anzahl der Verwundeten unter den Ober-Officieren sehr gross gewesen ist. Von der bewaffneten Bürgerschaft und anderen dienstthuenden Personen, circa 5000 Mann, waren 1650 Mann theils durch die Ge­schosse des Feindes, theils durch Krankheiten umgekommen, darunter 170 eigentliche Bürger. Die Türken erlitten während der Belagerung einen Verlust, welcher sechsmal jenen der Vertheidiger überstieg. Der genaue Ge- sammtverlust wird sich allerdings nicht mehr feststellen lassen, aber es ist uns eine Liste erhalten, welche gleichfalls bei Gelegenheit der Musterung des türkischen Heeres am 7. September dem Grossvezier vorgelegt worden sein soll und wonach der bisherige Verlust mit 48.544 Mann beziffert wurde '). Die türkischen Verluste in den letzten fünf Tagen der Belagerung dürften gewiss nicht gering gewesen sein, da gerade zu dieser Zeit Noth und Mangel im osmanischen Lager herrschte und die Krank­heiten den Culminationspunkt erreicht hatten. Der Verbrauch an Munition seitens der Vertheidiger ergibt sich aus einem uns erhaltenen Verzeichnisse 5) der aus beiden kaiserlichen Zeughäusern nach und nach ausgegebenen Vorräthe. Danach sind während der Belagerung 7183 Centner Pulver, 35.383 grosse und kleine Stuckkugeln, 48.421 Doppelhaken- und Draht­kugeln, 1106 Centner Musketenkugeln, 155 steinerne Kugeln, 6657 Granaten für Mörser und Haubitzen, 1998 Kartätschen, 8052 eiserne und gläserne Handgranaten, 8442 Pechkränze, 200 eiserne Mord­schläge etc. an die Vertheidiger abgegeben worden, welche auch wirk­lich verbraucht wurden, da in den letzten Tagen der Bedrängniss ein fühlbarer Mangel an Munition herrschte. Das bürgerliche Zeughaus hatte nach und nach aus seinen Vor- räthen 6400 Stuckkugeln, 1600 Granaten, 200 Kartätschen und bei 5000 eiserne und gläserne Handgranaten ausgegeben. 16 Mann der von der Bürgerschaft beigestellten 100 „Constabler“ waren vor dem Feinde geblieben. — ') Nene militärische Zeitschrift. 1813, 4. Band, S. 126. — „Brulig’s Bericht über die Belagerung von Wien“, von Dudik (Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen). 1850, 4. Band. — Huhn S. 200. — Vaelkeren S. 63. 2) Vaelkeren S. 77, 78 u. A.

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