Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Der Entsatz von Wien

257 geschlossenen Masse nicht an, sondern eilte auf die rückwärts zwischen Weinhaus und Ottakring gelegenen Höhen zurück, wo ihre Infanterie und Artillerie Stellung genommen hatten. Das gesammte christliche Heer war nun auf einer Linie ent­wickelt, die mit etwas vorgenommenen Flügeln von der Donau bei Heiligenstadt bis Dombach reichte. Das erste Treffen, die Artillerie vor der Front, bildete eine zusammenhängende Gefechtslinie. Die Hauptstellung der Türken, von Döbling über Weinbaus und Ottakring bis Breitensee reichend, war durch zahlreiche Wasserläufe vielfach durchschnitten, im Allgemeinen von jener der Christen überhöht, dennoch im Detail nicht ohne gewisse Stärke. Der bisherige Gang der Schlacht, das heisst der lange ausschliesslich auf dem rechten Flügel der Türken geführte Kampf und das spätere Auftreten der Polen dem linken Flügel gegenüber, hatten die Massen der Türken zumeist auf ihren Flügeln vereinigt, während die Mitte ihrer Stellung nur schwach, ja grossentheils nur mit Artillerie besetzt blieb. Dieser Sachlage entsprechend, stürmten nun die Türken in zwei grossen Massen, hier dem linken Flügel der Christen, dort dem Polen­heere entgegen. Das Feuer der christlichen Infanterie und Artillerie machte aber beide Angriffe scheitern. Die Türken zogen sich in Un­ordnung auf ihre rückwärtige Stellung zurück. Die Entscheidung. Auf dem linken Flügel und im Centrum des Christenheeres ward während der um Mittag eingetretenen Gefechtspause das Einrücken der Polen unter allgemeiner Spannung erwartet. Jeder Mann blickte nach der Seite, auf welcher die Polen erscheinen sollten. Als man endlich von der, von den Sachsen zuletzt genommenen Höhe aus die Fähnchen bemerkte, die an den Lanzen der polnischen Reiter flatterten, erhob sich in den Reihen der christlichen Streiter ein allgemeines Freudengeschrei; — man hatte Mühe, die kampflustigen Soldaten zu­rückzuhalten, die ohne Commando und Signal den Kampf wieder auf­nehmen wollten. Carl von Lothringen, der Mitwirkung der Polen sicher, wollte nun auch seinerseits zum Angriff auf die Hauptstellung des feindlichen rechten Flügels hinter Heiligenstadt übergehen. Er legte den um den Kurfürsten von Sachsen versammelten Generalen des linken Flügels die Frage vor, ob man „heute mit der Ehre und grossen Avantage zufrieden sein oder weiter avanciren sollte“? Feldmarschall v. d. Goltz ergriff das Wort und stimmte für Das Kriegsjahr 1083. 17

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