Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens

100 Mann zu Hilfe gekommen wäre. Diese Heldenschaar degagirte ihre bedrängten Kameraden und verfolgte die fliehenden Osmanen bis auf die Contrescarpe, wo sie eine Batterie zu drei Kanonen eroberte. Leider hatte man keine Werkzeuge mitgenommen, um diese Kanonen zu vernageln. Da bereits zwei Drittel der Ausgefallenen getödtet oder ver­wundet w'aren, setzte der tapfere Herzog dem hitzigen Ungestüm der Seinen eine Grenze und befahl den Rückzug, während welchem eine knapp daneben auf fliegende feindliche Mine noch einige Verluste ver­ursachte. Bei dieser ruhmvollen Unternehmung, durch welche mehrere angefangene Minen zerstört wurden, war der Herzog selbst durch einen Pfeil im Schienbeine schwer verwundet worden; die Hauptleute Tschia- bellitzky, Freiherr von Sauditz vom Regimente Kaiserstein, Andrian und Feilbruck vom Pfalz-Neuburg’schen Regimente blieben todt; des­gleichen fiel der Artillerie-Hauptmann v. Weidling, welchen eine Stück­kugel auf der Löbel-Bastion traf1). An dem Burg-Ravelin war eine zweite, fast beendete Mine ent­deckt und unschädlich gemacht worden. In der Nacht fiel der Oberst van der Beck beim Burgthore aus und zerstörte einige feindliche Werke. Noch thatenreicher verlief der nächste Tag (26.). Abgesehen von einem sehr starken Kanonenfeuer, welches bis in die sinkende Nacht währte, flog um 7 Uhr Früh beim Burg-Ravelin eine Mine auf. Un­mittelbar darauf folgte ein wiithender Sturm. Schon waren, ungeachtet des heftigen Kartätschen- und Granatfeuers von Seite der Besatzung, 40 Janitscharen in die breite Bresche ge­drungen, als die schleunigst herbeigeeilten Vertheidiger, denen die Oberste de Souches und Scherffenberg, welche Beide verwundet wurden, ein glänzendes Beispiel gaben, die kühnen Stürmer wieder verjagten. Hiebei fiel der Artillerie-Hauptmann Germani, ein Hauptmann vom Pfalz-Neuburg’schen und ein Lieutenant vom Dupigny’schen Regi­mente nebst 3 Mann. Nachmittags fiel eine kleine Abtheilung von der Burg-Bastion aus und verschüttete während eines halbstündigen Gefechtes zwei feindliche Gräben. Um 8 Uhr Abends sprang wieder eine Mine beim Burg-Ravelin, in dessen Trichter sich die Janitscharen festsetzten, nachdem ihr Versuch, sich des Ravelin-Abschnittes zu bemächtigen, vollkommen misslang. *) *) Graf Collalto ward in der Michaeler-Gasse verwundet. Das Kriegsjahr 1683. 14

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