Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

40 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. General-Lieutenant Tauenzien mit 10 Bataillonen, 36 Escadronen bei Burgersdorf, gegen Wildschütz und Cermna in Bewegung. Der Flankenmarsch der königlichen Armee entging der Wachsamkeit der Österreicher nicht. Das Uberhöhen des rechten Elbe-Ufers verschaffte ihnen die Möglichkeit, den Anschlägen des Feindes zuvorzukommen und dessen Absichten zu durchkreuzen. Kaiser Josef, welcher sich über Arnau nach Hohenelbe verfügt hatte, liess am 23. August die Division FML. Graf Colloredo von Turnau nachkommen, den linken Armee-Flügel von Swicin nach Oels rücken und dem rechten Armee- Flügel den Befehl zugehen, nach dem Abmarsche des General-Lieute­nants v. Tauenzien von Burgersdorf gleichfalls gegen Arnau zu folgen. Am 25. August stiessen die Corps der Generale Tauenzien und Falkenhayn von Burgersdorf und Liebenthal zur Hauptmasse des Heeres bei Cermna-Wildschütz, vom FML. Graf Wurmser gedrängt, der bei Neu-Rognitz hinter Burgersdorf die aus 2 Bataillonen, 13 Esca­dronen bestehende Nachhut Tauenzien’s anfiel und mit Verlust warf. In den nächsten Tagen näherte sich das erste Treffen der Preussen ihrer Vorhut bei Langenau, während das zweite Treffen im Lager bei Cermna-Wildschütz stehen blieb. Über diese im letzten Drittel des Monats August in Ausführung gebrachten Operationen der I. Armee gegen die Elbe-Linie schi-ieb Friedrich II. an den Prinzen Heinrich: „Der Durchbruch der festen Stellung der Österreicher bei Hohenelbe sei in hohem Grade beschwer­lich. Sollte diese Unternehmung missglücken, so würde das königliche Heer einige Tage noch bei Langenau bleiben, die Gegend ausfouragiren und Ende September die Grenzen Schlesiens besetzen, um die Ankunft der Russen zu erwarten. Der russische Minister Panin, anfänglich durch die Friedensunterhandlungen zu Braunau irregeleitet, sei zu neuer Thätigkeit angespornt worden. Mit jeder Post erhalte er jetzt von Petersburg die Versicherung, dass die Kaiserin Katharina fest entschlossen sei, mittels einer Diversion in Lodomerien und Galizien in die Action zu treten. Die Offensive über Hohenelbe hinaus müsse aufgegeben werden. Beim Abmarsche aus Böhmen würde er — der König — eine Wüste zurücklassen *).“ Am 27. August hatte die I. preussische Armee folgende Stärke und Aufstellung: Corps G. d. I. Erbprinz von Braunschweig: 15 Bataillone, 20 Esca­dronen bei Ober-Langenau; Hauptmasse unter Commando des Königs: 24 Bataillone, 25 Esca­dronen zwischen Lauterwasser und Hermannseifen; Corps G. d. I. v. Tauenzien: 10 Bataillone, 36 Escadronen zwischen Wildschütz und Pilnikau; *) Schöning, „Der bayerische Erbfolgekrieg“.

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