Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Das Kriegsjahr 1683 (Mit eigener Paginirung) - Die Belagerung Wiens

157 sehen und römischen Todestrotzes an die Seite stellen lassen, rettete die Stadt vom Untergange. Erst nach acht Tagen konnte der Brand vollständig bewältigt werden. Das über die grosse Gefahr in äusserste Erregung gerathene Volk tödtete drei der Brandlegung verdächtige, thatsächlich aber ganz unschiddige Personen und konnte nur durch die eiserne Strenge des Commandanten der Stadt und die eifrigsten Anstrengungen der Behörden wieder zur Ordnung gebracht werden. Am selben Tage hielten der Herzog von Lothringen, FZM. Graf Kapliers und FZM. Graf Starhemberg ein Conferenz ab, in welcher der in Wien herrschende Mangel an allem Nothwendigen constatirt, und die Gefahr, dass Wien „in Verlust gerathen möchte, besonders weillen alles das nit geschehen, was offt gehörig ist eingerathen“, wohl erwogen wurde ‘). Das Deputirten-Collegium benützte die noch freie Communi­cation, um der Hofkanzlei den Zustand der Stadt Wien zu berichten; es erachte die Errichtung eines Brückenkopfes zu Stein oder Krems für dringend, und sei derselbe mit Mannschaft zu versehen, inzwischen sollten diese Punkte vom Landvolke beschützt werden *). Schon Tags vorher hatte der Herzog von Lothringen in einem Berichte angerathen, den Wiener Wald mit einigen hundert Dragonern ward am 25. Juli verwundet. Nach der Belagerung zum Oberstlieutenant befördert, gab er in den folgenden Feldzügen gegen die Türken so vielfache Proben militärischen Talentes, dass er in rascher Folge bis zum Feldzeug­meister stieg (1695). In dem ersten Feldzuge des spanischen Successions- Krieges kämpfte er unter Prinz Eugen in Italien und trat im Jahre 1702 zum ersten Male selbständig als Feldherr auf. 1704 zum Feldmarschall ernannt, übernahm Guidobald Starhemborg 1706 das Ober-Commando gegen die ungarischen Malcontenten, 1708 jenes über die in Catalonien befindlichen verbündeten Truppen, und wurde nach den glänzenden Erfolgen in Spanien im Jahre 1713 zum Vicekönig von Catalonien designirt. Er kehrte aber noch im selben Jahre nach Österreich zurück, wo er jedoch fernerhin in Zurückgezogenheit lebte und am 7. März 1737 starb. Dia ausführlichste Biographie dieses Feldherrn ist A. Arneth’s „Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Guido Graf Starhemberg“, Wien 1853. ') und -) Registratur des Reichs-Kriegsministeriums, Monat Juli.

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